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Ready or Not

von Sean Theumer

Immer wieder beschweren wir uns, dass das moderne Horrorkino abseits der Spartenfilme kaum noch originelle Ideen hat. Immer wieder rauben uns Jump-Scare Feste und Fortsetzung 35 den Spaß am richtigen Terror. Statt schweißgebadetem Gesicht und durchtränkten Klamotten gibt es am Ende des Gruselfilms im Multiplex meist nur rote Köpfe und geballte Fäuste. Dass vor zwei Wochen ausgerechnet mit Ready or Not eine Überraschung zeitgleich mit Midsommar in den Kinos startete ist eine echt dicke Überraschung.

Matt Bettinelli Olpin und Tyler Gillet haben im Jahr 2014 den Film Devil Due gemacht. Einen furchtbaren Found Footage Verschnitt von Rosemarys Baby der sowohl bei Kritikern und Publikum so schlecht ankam, dass es sehr lange sehr ruhig um die Beiden geworden ist. Mit Ready or Not läuft nun ein Horrorfilm in den Kinos, bei dem ein frisch verheiratetes Pärchen als Traditionsritual ein Spiel um Punkt 0 Uhr spielen müssen. Als die Braut die Karte „Hide and Seek“ zieht, glaubt sie zuerst noch an einen harmlosen Spaß und merkt nicht, dass sämtliche Familienmitglieder bewaffnet hinter ihr her sind um sie zu ermorden.

Und Gott sei Dank nutzen Olpin und Gillet nicht als Aufzieher für laute Audio Cues und repetitiven Szenen die folgendem Muster bestehen: Versteck suchen, Familienmitglieder nähern sich, sind plötzlich verschwunden, Stille, ein lauter Knall, die Braut flüchtet sich ins nächste Versteck. Im Gegenteil. Ready or Not ist großteils mehr schwarze Komödie als Horrorfilm und bietet wirklich richtig gute Unterhaltung. Jedes Klischee der Rollenverteilung innerhalb der Familie ist beabsichtigt, viele der Spekulationen in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt bleiben offen oder werden konterkariert.

Ready or Not Review

Ready or Not macht höllischen Spaß und weiß ganz genau wann er welche stilistischen Mittel einsetzen muss. Und wenn die Hetzjagd im Obergeschoss gegensätzlich mit dem dicken Schwager geschnitten wird, der gerade im Badezimmer des Untergeschosses auf seinem Handy auf Youtube-Tutorial ansieht, welches erklärt wie man mit einer alten Armbrust jagt, ist alles gesagt. Wer bis dahin nicht überzeugt ist, wird spätestens im Finale seine Freude haben, wenn ein bekanntes Horrorfilmklischee thematisiert wird und sich das gesamte Wohnzimmer rot färbt. Danach geschieht eine Offenbarung, die durch die Protagonistin mit einem einfach „Nein“ begrüßt wird bevor sie sich wegdreht und den Abspann einsetzt.

Leider hängt Ready or Not in seinem Mittelteil brutal durch, weswegen das Pacing für 90 Minuten Film leider recht suboptimal ist. Nachdem sich zu Beginn nicht viel Zeit gelassen wird gerät der Motor ordentlich ins Stottern. Neben der tollen Samara Weaving bleiben alle anderen Charaktere ordentlich blass. Aber das kann man nicht den Leuten nicht verübeln. Als harmloser spannender Spaß sei Ready or Not empfohlen, auch wenn ihr keinen Überflieger erwarten solltet. Das Beste was der blutig-schwarzen Komödie passieren konnte ist, dass der Überraschungsmoment voll auf seiner Seite ist.

ready or Not Poster

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©20th Century Fox

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