Klappe Ghostface die Fünfte. Ein Horrorfranchise welches einst die komplette Horrorwelt auf den Kopf stieß und das Slasherkino maßgeblich prägte geht in Runde Nummer Fünf nach knapp 10 Jahren Pause. Doch das schöne an der Scream Reihe war, dass jeder Film dem Franchise frische Impulse verlieh und den Meta-Horror nie zum Abklatsch seiner selbst wurden ließ. Doch dass 6 Jahre nach dem Tod von Wes Craven, nachdem die Reihe eigentlich totgesagt war, ein Wiederbelebungsstoß ausgeübt wird, ließ böses erahnen. Noch dazu war die Promotion des Filmes erstaunlich ruhig, was in einen Starttermin im Januar mündete. Der Monat in dem viele Verleiher ihrer Filme herausbringen, da dort wenig Konkurrenz in den Lichtspielhäusern einkehrt und das Box Office eventuell besser ausfällt als in den Blockbustermonaten.
Und nun da diese Vorzeichen alles andere als milde gestimmt sind, bleibt zu Scream, der leider mit diesem Titel zusätzlich für Unruhen sorgte, etwas zu sagen mit dem kaum jemand gerechnet hat: Er ist fantastisch. Genau das was das Horrorkino mal wieder gebraucht hat. Seitdem James Wan das Horrorkino mittlerweile so sehr prägte, dass Jumpscare-Feste für Kassenschlager sorgen und sich selbst europäisches Genrekino an diese Inszenierung anbiedert (mit Malasana 32 ist erst kürzlich ein Conjuring Epigone erschienen), feiert nicht nur das Slasherkino eine gelungene Renaissance. Nachdem uns Matrix Resurrections im Dezember sagte, dass die Profitgier der großen Studios Filme dazu treibt, ihre eigene DNA abzuwerfen und sich mit mauen Retrospektiven ohnehin das meiste Geld bei anspruchslosen Fans generieren lässt, spinnt Scream diese These ebenfalls weiter.
Es beginnt mit einem familiären Shot. Das Dimension Films Logo wandert über die Leinwand während eine Telefonklingeln ertönt. Ein Close-Up auf das weiße Gerät erfolgt, doch der rote Hörer wird gedrückt und die Person geht den Tätigkeiten in der Küche weiter nach. Familiäres Umfeld doch anderer Ausgang. Das steht natürlich nicht für die Cleverness die im Drehbuch von James Vanderbilt und Guy Busick steckt, doch verdichtet die eigene DNA die zum bekannten Muster gegeben wird. In einer Zeit in der scheinbar nur noch Geld mit Fortsetzungen gemacht wird indem man alte Charaktere die für den Kultstatus verantwortlich waren zurückbringt. Ausgeschmückt in diesem Fall als süffisantes Requel vereinen die beiden Regisseure nicht nur die Zutaten die die Reihe ohnehin unsterblich machten, sondern genug neue kreative Impulse um Scream 5 so einem echten Highlight werden zu lassen.
Auch wenn die neueren Charaktere eher unbedeutend sind und definitiv keine neue Ikonen im Genre werden, ist der Whodunit hier wieder eine Abfolge von karikierten Horrorszenen in denen der allseits beliebte Verwandte der Reihe, der Jump-Scare, entweder diabolisch hinausgezögert wird und schlichtweg ausbleibt und die Mordszenen neue Höhen erreichen. Das ist immer noch FSK16 würdig in unserer Zeit, doch hätte damals sicher ebenfalls für eine Indizierung gereicht. Zwischendrin wirkt Scream immer wieder etwas altbacken, gerade wenn es um die Familien-DNA mancher Charaktere geht. Sicher, um ein Franchise irgendwie über Jahrzehnte am Leben zu erhalten kann man auch immer wieder Verwandtschaften oder Bekannte einbringen. Damit muss man Leben, tut dem Spaß aber keinen Abbruch.
Und da hat Scream seine Trümpfe. Gerade als Horrorfan macht es einfach nur verdammt viel Spaß sich diesen Film anzusehen. Wenn die Antwort auf die Frage welcher Horrorfilm denn der Liebste sei und die Antwort „Der Babadook“ ist, weil elevated Horror so viel geiler sei als die typische Rummelgeisterbahn lacht das Herz. Wenn Ghostface mit seinem Messer die Gedärme aus den Körpern seiner Opfer herausholt ziert ein Grinsen das Gesicht und wenn der Twist eine Motivation innehat die dem Horrorfan wie aus der Seele spricht, wird man sich einig sein. Scream 5 ist nicht nur eine absolut würdige Fortsetzung, sondern auch ein Musterbeispiel für aufregenden Horror. Zu Beginn des Abspanns steht „For Wes“. Und der wäre wirklich verdammt stolz!
Regie: Matt Bettinelli Olpin, Tyler Gillet
Drehbuch: James Vanderbilt, Guy Busick
Darsteller: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette, melissa Barrera, Jack Quaid, Jenna Ortega
Score Composer: Brian Tyler
Cinematographer: Brett Jutkiewicz
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 115 Minuten
Erscheinungsjahr: 2022
Budget: 24.000.000$
Box-Office: 141.042.000$
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Paramount Pictures