Knapp 3 Jahre nachdem Denis Villeneuve mit Sicario ein echtes Thrillerhighlight in die Kinos brachte, inszeniert der italienische Regisseur des grandiosen Mafiathrillers Suburra die Fortsetzung in die Kinos. Taylor Sheridan schrieb erneut das Drehbuch, doch Johann Johannsson und Roger Deakins sind nicht mehr mit von der Partie. Kann Sicario 2 das Niveau des Vorgängers erhalten oder hat er mit den üblichen Symptomen einer Fortsetzung zu kämpfen?
Und da muss man klipp und klar sagen: Nein. Stefano Sollima hält sich weder sklavisch an die intensive Inszeniere von Villeneuve und Deakins, noch hat er seinen Regiestil amerikanisiert. Direkt die Eröffnung liegt wie ein schwerer Brocken im Magen, wenn sich mehrere Terroristen in einem Supermarkt neben Familien mit kleinen Kindern in die Luft jagen und die Kamera nicht wegblendet. Es ist genau der druckvolle Start den ein solcher Film braucht. Sicario 2 will eine politische Message herüber bringen und noch dazu ist es eine echte Wohltat, dass er sich nicht so anfühlt wie der erste Trailer, der im letzten Jahr veröffentlicht wurde. Sicario 2 ist kein Actionfilm!
Ja, er ist etwas actionlastiger als sein Vorgänger und deutlich ruppiger (deswegen auch völlig zu recht ab 18 Jahren freigegeben), doch im Kern bleibt es ein entschleunigter Thriller, der die Grenzen zwischen Macht, Korruption und dem Handeln der US-Regierung in eine noch verwaschenere Grauzone stellt. Gleichzeitig bietet er keine Identifikationsfiguren mehr, sondern wirft den Zuschauer ohne Vorbereitung in diese furchtbare Welt. Fehlerfrei ist Sicario 2 jedoch bei weitem nicht! Nach seinem brutalen und effektiven Start, verliert der Film leider immer mehr seine Stahleier, bis er am Ende sogar viel zu amerikanisch in einem Happy End mündet (zumindest in einem der beiden Enden). Gerade nach der furiosen Überfallsequenz im Mittelteil gerät der Storymotor ins Stottern.
Natürlich darf Sollima sich Zeit für das Zwischemenschliche nehmen und Charaktere in den Vordergrund stellen um sein Werk von der Düsternis zu entlasten. Allerdings sollte Taylor Sheridann dann auch jene Charaktere schaffen, die uns wirklich erreichen. Und abseits von Alejandro, der wieder beeindruckend von Benicio del Toro dargestellt wird, bleibt da nicht viel übrig. Erst wenn die parallel erzählten Stränge in einem furchtbar nihilistischen Finale zusammenlaufen und der Track „The Beast“ von Johann Johannsson einsetzen darf, gelingt Sicario 2 erneut der großartige Peak der ersten halben Stunde. Hildur Guðnadóttir führt den Stil von Johannsson mit einem prägnanten Score fort, Ridley Scotts Stamm-Kamermann Dariusz Wolski schafft kinetischere Bilder und Stefano Sollima zeigt, warum er mehr Filme drehen sollte.
Sicario 2 ist nicht ganz so großartig wie sein Vorgänger, dafür jedoch weitaus nihilistischer und böser. Erneut kein Film für die breite Masse, mit Gefahr, dass viele Idioten im Kino sitzen die sich einen Actionfilm erhoffen und mit Gewalt, die absolut keinen Spaß macht. Nach dem etwas verweichlichten Ende des einen Erzählstranges, bleibt es bei dem hoffnungslosen, pfaden Lichtblick, der sich immer wieder kurz durch das Geschehen zieht. Und man darf sich völlig zu Recht auf einen letzten Teil der Trilogie folgen. Gerne wieder von einem anderen Regisseur!
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