Der meisterliche Regisseur des Grauens inszenierte zum langen Ausklang der Achtzigerjahre eine Groteske, die das bunte Jahrzehnt mit all seinen Ecken und Kanten unter die Fittiche nimmt. Dazu mischt er Horror, Action und Science-Fiction zu einem hochwertigem B-Movie-Format, ohne auf ikonische Sprüche oder massentaugliche Unterhaltung zu verzichten.
Dass sich John Carpenter über das Mainstream-Kino seiner Dekade in Form einer grandiosen Persiflage auseinandersetzt, macht sich schon in der Besetzung seines Hauptcharakters deutlich. Dieser wird von Wresling-Star Roddy Piper besetzt, der lauthalsige Sprüche klopft („Ich dachte mir, ich komme mal vorbei, kaue Kaugummi und trete ein paar Leuten in den Arsch! Leider hab‘ ich grad kein Kaugummi dabei!“) und irre cool einen Außerirdischen nach den anderen abknallt. Und ebendiese Selbstironie nutzt Carpenter bis zum erschöpfen aus. Doch ist dies nicht der einzige Wert, den Sie leben in vollen Zügen ausschöpft.
Das tatsächlich beeindruckende ist die brutal einhämmernde Gesellschaftskritik. Aufdrängend und unmissverständlich ist ihre Darstellung, sodass die satirischen Elemente selbst den Letzte ansprechen. Umhüllt wird alles mit lachender Action, die in Form ihrer Heiterkeit das wohlmöglich schwierigste Manko darstellt. Darunter leidet besonders der vorherrschende Ton des Filmes, der den Protagonisten mit gewaltiger Coolness jedes Alien töten lässt.
Die überstrapazierte Konsumkritik und das pausenlose Morden, hinzu noch der überspitzte Trash im großen Finale, verwischen in ihrer Kombination die anfängliche Klarheit und lassen Sie leben schließlich daran scheitern, ein besserer Film zu sein. Da ist es immerhin gut, dass Carpenter seine Hommage an Science Fiction-B-Movies der Fünfzigerjahre mit einer charismatischen Endszene abschließt, die der Popkultur mitsamt des synthetischen Scores genüsslich eins auswischt.
Empfehlenswert für Halloween, weil: Sie leben macht ungeheuren Spaß und funktioniert absolut in einer großen Runde. Die Action und Brutalität versprechen zudem einen stimmungsgeladenen Abend, bei dem es sogar zu anspruchsvollen Untertönen zu unser aller Konsum kommt. Für Horrorfans besonders wegen des Regisseurs ein Muss.
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