Nachdem Baran Bo Odar mit Who am I bereits das deutsche Mainstreamkino amerikanisiert hat, war es nur eine Frage der Zeit wann er seinen ersten englischsprachigen Film drehen wird. Die Antwort kam dann mit Sleepless – Einet tödliche Nacht recht zügig und mit Jamie Foxx und Michelle Monaghan kamen sehr prominente Schauspieler mit ins Boot. Schade nur, dass es sich bei Odars amerikanischen Einstand um ein Remake des französischen Thrillers Sleepless handelt. Dieser ist einer der kinetischsten Thriller der 2000er und setzt deshalb äußerst hohe Erwartungen.
Und diesen Erwartungen kann Sleepless – Eine tödliche Nacht bei weitem nicht gerecht werden, ganz im Gegenteil. Es ist die komplette Konterkarierung zur Dynamik des Originals, denn von Spannung und guter Actioninszenierung ist man hier weit entfernt. Es fällt direkt mit den ersten Bildern auf, an welchem Regisseur man sich hier optisch und inszenatorisch orientieren wollte. Ganz klar Michael Mann, der mit seinen Actionthrillern Heat und Miami Vice Filmgeschichte geschrieben hat. Dass Baran Bo Odar kein Michael Mann ist erklärt sich von selbst. Dass Sleepless – Eine tödliche Nacht Lichtjahre von diesen Ausnahmethrillern entfernt ist ebenfalls. Sicher ist das Ding hochwertig produziert und stellenweise mit angenehmen optischen Einfällen, doch was bringt das alles wenn uns hier noch müder Genreeinheitsbrei erwartet?
Schade ist diese Verschwendung von Potenzial gerade in Anbetracht vom Hauptdarsteller Jamie Foxx, der gezeigt hat, dass er im Actiongenre eine starke Präsenz ausüben kann. Doch auch die fähigsten Schauspieler bringen nichts, wenn man auch alle Charaktere standardisiert lässt. Korrupter Polizist, toughe Ermittlerin, schmierigen Drogenboss. Auch das Original war in diesem Punkt am gleichen Level Originalität angelangt, doch machte die Inszenierung ein außerordentlich starkes Erlebnis aus dem Film. Hier haben wir gelegentliche Actionszenen, die umdynamisch geschnitten sind und in ihrer Anzahl äußerst rar gesät sind. Sleepless – Eine tödliche Nacht dümpelt nach einem recht flotten Start jedoch fast eine ganze Stunde im Casino herum ohne richtig in Fahrt zu kommen.
Dann gibt es einen obligatorischen Twist, den man ebenfalls hunderte Male gesehen hat, eine Verfolgungsjagd am Ende und Friede, Freude, Eierkuchen und fertig ist der angepasste Einstand in Hollywood eines europäischen Regisseurs. Eindruck hinterlässt man mit dieser Auftragsarbeit weder bei uns, noch bei Kritikern. Schade ist das besonders, weil Odar mit Who am I gezeigt hat, dass er Tempo und Rasanz mit optischen und schnitttechnischen Tricks hinbekommt. Hier hat er aber ganz tief in die Toilette gegriffen, denn seine Variante von Sleepless- Eine tödliche Nacht hält niemanden wach. Im Gegenteil, vielleicht sollte man es bei Schlafstörungen einfach mal mit diesem Film versuchen und vielleicht findet man sich in einer schöneren Traumwelt wieder.