Smile

von Sean Theumer

In jeder Generation gibt es einen Horrorfilm der die Genrelandschaft prägt. Einen Underdog, den in seiner finanziellen Effektivität und preisender Resonanz vielleicht niemand in dieser Form erwartet hat. Als Gore Verbinski 2002 mit seinem fantastischen amerikanischen Remake von The Ring die Kinos stürmte, war sich im Vorfeld auch niemand bewusst wie dieser Film den psychologischen Horror im amerikanischen Horrorfilm prägte und verstörte ohne große akustische Schockeffekte. Als der Trailer zu Smile erschien standen die Schalter eindeutig auf 0815 Grusel mit den üblichen moderne Krankheiten. Fiese Fratzen und ein äußerst rabiater Jumpscare am Ende, der den Anschein erweckte, dass um Publikum zu generieren bereits der beste Effekt verraten wurde.

Stand einem Videotape sind es hier lachende Menschen die sich vor einem einzelnen Menschen umbringen um damit einen Fluch übertragen, der den Zeugen nach spätestens 7 Tagen heimsucht. Über die Tage zuvor quält er seine Opfer jedoch mit Wahnvorstellungen oder Randerscheinungen. Klingt familiär oder? Doch niemand hätte gedacht, dass hier der The Ring einer neuen Generation wartet.

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Denn überraschenderweise ist Smile gar nicht so generisch wie sein Marketing vermuten ließ, im Gegenteil. Im Kino war zu merken wie die Zuschauer die dafür sorgen, dass The Conjuring mittlerweile ein ganzes Cinematic Universe hat, so gar nicht zufrieden sind. In den sozialen Medien schreiben die Menschen wie unfassbar öde der Film sei, dass sie selten etwas dermaßen langweiliges und dummes gesehen haben. Statt einer ohrenbetäubenden Geisterbahn erzählt Parker Finns Spielfilmdebüt nämlich eine ganze Menge,

Das Drehbuch ist dabei sogar so clever, dass man Smile aus zwei Perspektiven gleichzeitig betrachten kann. In stattlichen 116 Minuten wird sich nämlich neben all dem Terror enorm viel Zeit für das Innenleben der Protagonistin Rose genommen, die hier hervorragend von Sosie Bacon verkörpert wird. Es gilt darum wie ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit zu diesem Gemütszustand führen kann. Wie sich Unsicherheit im Angesicht einer Bedrohungslage durch Erinnerungen manifestiert. Das geschieht dann natürlich mit langen Suspense-Szenen die durch Schatten und vermeintlichen Silhouetten äußern oder mit bekannten Jumpscare-Tropes spielen. 

Doch mit Subtilität wird hier nicht ans Werk gegangen. Neben überraschend grafischen Gewaltakten versucht Finn nämlich durch Sound-Design und Terror die Lage von Rose spürbar zu machen. Ihr habt euch bestimmt mal auf dem nächtlichen Weg nach Hause zu Tode erschrocken weil ihr im Schatten der Laterne einen Funkkasten für einen sich versteckenden Körper gehalten habt. Dieses Gefühl wird hier nahezu torpediert. Smile ist hemmungslos vollgepackt mit aggressiven Jump-Scares die stellenweise brutal effizient aufgestellt werden. Klar nutzt sich ein plötzlicher Cut auf ein lachendes Gesicht schnell ab, doch hier gibt es genug Variationen und stille Passagen um die Wirkung nicht abzuschwächen.

Noch schöner ist es, dass die Regie es versteht stimmungsvolle Bilder zu erzeugen. Und auch wenn das Finale einen recht vorhersehbaren Weg einschlägt sind die letzten 15 Minuten absolutes Albtraummaterial mit Bildern die sich absolut einbrennen und die Andy Muschietti in ES: Kapitel 2 komplett verkackt hat. Wer also Bock hat auf psychologischen Jumpscareterror sollte Smile im Kino nicht verpassen. Gerade das Erlebnis in einem vollgepackten Kinosaal ist den Besuch wert. Denn es wird Menschen geben die laut mitfiebern und den Figuren Mut zubrüllen, welche die laut stöhnend sagen wie langweilig das doch alles ist, aber vor allem werdet ihr mit dem gesamten Saal bei den Schlüsselmomenten vor Angst oder Schock schreien und zusammenzucken. Vielleicht sind Horrorfilme in Hannover aber auch einfach eine ganz besondere Erfahrung.

Smile Poster

Regie: Parker Finn
Drehbuch: Parker Finn
Darsteller: Sosie Bacon, Kyle Gallner, Caitlin Stasey, Rob Morgan, Robin Weigert 
Score Composer: Cristobal Tapia de Veer
Cinematographer: Charlie Sarroff 
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 116 Minuten
Erscheinungsjahr: 2022
Budget: 17.000.000$
Box-Office: 95.000.000$

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Paramount Pictures

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