Clint Eastwood-Retrospektive #22
Das neue Jahrtausend ist eingetreten und Clint Eastwood lebt seine futuristischen Träume in prächtigen Raumanzügen aus. Mitsamt Tommy Lee Jones, Donald Sutherland und James Garner dürfen die alten Herren eine fast vergessene Vision verwirklichen und betreten die unendlichen Weiten des Alls. Doch inwiefern tritt Eastwood lediglich in die Fußstapfen von Ron Howards Non-Science-Fiction-Film Apollo 13?
Space Cowboys ist der unwiderlegbare Qualitätszerfall nach Eastwoods enorm erfolgreichem Lauf von ausgezeichneten Filmen. Dass seine künstlerische letzte Stunde jedoch schon geschlagen hat, sollte keines Wegs der Fall sein. Trotzdem ist sein Weltraumtrip alles andere als gelungen oder gar vollkommen. Das erzählerische Grundgerüst, nämlich dass vier Männer nach 40 Jahren noch einmal die Chance bekommen auf den Mond zu fliegen, ist der allumfassende Inhalt des Filmes. Eastwood filtert dennoch gekonnt die dramaturgischen Stärken des recht flachen Skriptes heraus und erzählt nicht nur über Selbstverwirklichungen, sondern auch über das Altern und der Vergänglichkeit.
Ein bedeutsamer Teil des Filmes ist die Erzählung über das gereizte Verhältnis von den Charakteren Eastwoods und Jones. In ihr ist der wahre Wert von Space Cowboys zu finden. So haben sie sich aufgrund eines damaligen Konflikts die Zeit über nicht mehr gesehen und stellen beim Wiedersehen fest, dass sich vieles verändert hat. Dies wird jedoch alles andere als verinnerlichend umgesetzt, sondern mit reichlich Situationskomik – überraschender Weise. Allzu ansprechend ist der Humor jedoch nicht, da er lediglich und ausnahmslos auf Altherrenwitze beruht.
Übersteht man die Massen an bedauerlicherweise unlustigen Passagen, ist auch in diesem Film von Eastwood ein Hauch von Melancholie am Ende spürbar. An dieser Stelle bewährt sich der vorerst humoristisch umgesetzte Konflikt zu einem berührendem Männerdrama, das leider nur die letzte Viertelstunde der Laufzeit einnimmt. Hätte man auf viele komödiantische Momente verzichtet, um dem eigentlichen Drama mehr Raum zu geben, wäre Space Cowboys sogar ein guter Film geworden. Stattdessen ist der Großteil des Filmes oberflächliche, nicht einmal durchweg unterhaltende Kost. Vertraut man jedoch Eastwood, ist mit viel Durchhaltevermögen die gering enthaltende Tiefe des 15-minütigen Männerdramas äußert genießbar.
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