Da haben wir ihn, den dritten „Star Wars“-Film in drei Jahren. Eingeleitet von zwei Trailern zu zukünftigen Marvelfilmen, schallt die altbekannte Fanfare durch den Kinosaal, während sich der Titelschriftzug von uns fort schiebt, gefolgt vom obligatorischen einleitenden Schriftzug: Resistance, First Order, Hoffnungslosigkeit etc. Und bereits in diesen ersten Sekunden beschlich mich leise, aber deutlich ein Affekt: Ich war genervt.
Ja, doch. In Kombination mit den vorangegangenen Trailern, die diesen neuen „Star Wars“-Film deutlich in den Marvel-Kontext einbetten und als nur eines von vielen weiteren Franchises ausweisen, die in unserer Zeit beinah jegliche Singularität aus dem kommerziellen Kino vertreiben, nervte mich diese Fanfare, die von nun an jedes Jahr in den Multiplexen der Welt erschallen und das Fanboy/-girltum in Ehrfurcht erschauern lassen wird. Dieser gelbe Schriftzug mit dem futuristisch ineinander laufenden Font trägt keine Magie mehr – er ist zur bloßen Trademark geworden, zum Piktogramm des wohl größten vermarktbaren Popkultur-Mythos der Geschichte. Hui. Kein guter Start.
War dieser anfängliche Affekt verflogen, so bemühte ich mich doch, einen Zugang zu diesem mittlerweile neunten (!) Film der Saga zu finden, mich hineinzuarbeiten in diese doch sehr flache, Set-Up-eines-Problems-dann-hanebüchene-Lösung-Dramaturgie, die ins Nichts läuft, wie so oft im gegenwärtigen Kino zig Enden verpasst und den Zuschauer letztlich völlig außen vor lässt: In kryptischer MacGuffin-Sprache wird ein Problem erläutert, in der selben Terminologie eine Lösung geliefert, die natürlich erst einmal beschafft werden muss; beides kann der Zuschauer nicht nachvollziehen; dann: Versuch, Scheitern, point of greatest tension; Rettung (bei der selbst der Maßstab der inneren Logik sehr großzügig interpretiert wird). All dies wäre nicht weiter schlimm oder zumindest erträglich, wenn sich dieses Muster im kleinen wie im großen nicht dauernd wiederholen würde. Zur beliebigen, sinusförmigen Spannungskurve kommen Sequenzen hinzu, die aufgrund der ihnen zugrundeliegenden, unglaublich plump-offensichtlichen politischen Intentionen ungenießbar werden; man geniert sich beinah.
Doch diese Besprechung soll nicht zum Verriss werden, oh nein, denn auch wenn obiges auf einige Handlungsstränge zutrifft, so gerät das Wechselspiel zwischen Rey und Luke und die dialektische Beziehung zwischen Kylo Ren und Rey äußerst ansprechend, differenziert, teils bewegend und ist durch clevere formale Gestaltungsmittel illustriert: In den Übergängen zwischen einzelnen Szenen und Sequenzen entsteht ein Universum der Blicke, die den Filmkosmos – ähnlich wie die Macht selbst das Universum zusammenhält – strukturiert. Generell ist Star Wars: Die letzten Jedi in visueller Hinsicht mutiger geraten als seine jüngeren Vorgänger, wobei sich die Kamera besonders in den – mit Abstand besten – Szenen mit Rey traut, die Distanz zu verringern; für den ästhetizistischen Blick ist der konstante Einsatz der Farbe Rot als Gestaltungsmittel eine Augenweide, welche im Finale ihren beinah gigantomanischen Höhenpunkt erreicht – die entstehenden Bilderwelten erinnern an das biblische ägyptische Blutmeer, diesmal im Schnee einer verlassenen Eiswelt.
„Rouge One“, der letztjährige „Star Wars“-Ableger, konnte viele – mich eingeschlossen – durch seine ungewohnt-unkonventionelle Härte überzeugen und überraschen. Die letzten Jedi jedoch bleibt trotz aller formaler Glücksgriffe – und der grandiosen Endszene – eine bloße Spiegelung alter Versatzstücke. Die Magie: schon jetzt verflogen.
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