Steven Spielberg-Retrospektive #2
Nachdem Steven Spielbergs Highway-Thriller Duell als Fernsehfilm konzipiert war und lediglich in Europa eine Kinoauswertung bekam, ist sein darauffolgender Film Sugarland Express sein offizielles Kinodebüt (aus US-amerikanischer Sicht). In den Hauptrollen sind Goldie Hawn und William Atherton zu sehen.
Lou hat das Sorgerecht ihres Sohnes verloren. Clovis, den Vater ihres Sohnes, besucht sie daraufhin im Gefängnis und stellt ihn unter die Probe: Entweder breche er aus und fährt gemeinsam mit ihr nach Sugarland zu ihren Sohn oder sie verlasse ihn für immer. Er entscheidet sich für den Gefängnisausbruch und flieht mit ihr nach Sugarland – mit einem Polizisten als Geisel.
Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, die sich im Jahr 1969 ereigneten. Fünf Jahre später veröffentlichte Spielberg seine Verfilmung des Stoffes. Der Film wurde zu einem finanziellen Erfolg und gewann eine Goldene Palme für das Beste Drehbuch. Diese Auszeichnung ist vielleicht schon für damalige Verhältnisse, doch spätestens aus heutiger Sicht eher fraglich. Das Roadmovie versucht an den Erfolg von Bonnie & Clyde und Easy Rider anzuknüpfen, die Ende der Sechzigerjahre bekanntlich jenes Subgenre revolutionierten. Doch aufgrund der Spielberg’schen Note ist der Fokus weniger auf Kriminalität, Verbrechen und Freiheitsgefühlen gesetzt, sondern auf Familie und Gutherzigkeit. Das macht den Film zu einer überaus soften Version seiner Vorgänger, was der ausschlaggebende Genickbruch für den Film ist.
Da der Film überwiegend im Auto oder am Highway spielt, wie bereits Spielbergs Duell, wird der Film größtenteils von Dialogen getragen. Diese bieten ein unterhaltsames Fundament und sind möglich der gelungenste Aspekt des Filmes (auch wenn sie keinerlei Besonderheit zu bieten haben). Scheinbar gradlinig ist ebenfalls die Inszenierung von Spielberg, doch ist diese zu passiv, sanft und zu sehr aufs nötigste reduziert, um einen tatsächlichen Schwung in die Erzählung zu bringen. Somit bleibt das Geschehen recht belanglos und driftet trotz den stimmigen Charakteren in Langeweile und Bedeutungslosigkeit ab. Erst in seinem letzten Viertel gewinnt der Film etwas an Fahrt, doch ist es bis dahin bereits zu spät sein, um überzeugen zu können.
Schon im frühen Alter macht sich Spielbergs wiederholtes Problem bei seinem zweiten Spielfilm bemerkbar. Sugarland Express ist zu wohlwollend und zu seicht, denn dem Roadmovie fehlt es an Biss und Energie, um seine Geschichte effektiv genug tragen zu können. An passables Handwerk kann einen solchen Film tatsächlich schlechter und uninteressanter machen, als er es eigentlich ist.
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Hal Barwood, Matthew Robbins
Produktion: Richard D. Zanuck, David Brown
Darsteller: Goldie Hawn, William Atherton, Ben Johnson, Michael Sacks
Altersfreigabe: ab 12
Laufzeit: 110 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1974
Budget: 3 Mio. USD
Box Office: 12 Mio. USD
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Universal Pictures.