Blaxploitation direkt ins Heimkino von Sony Pictures. Während uns ein Kinostart verwehrt blieb, lief Superfly von Director X letztes Jahr im Juni in den amerikanischen Kinos und konnte dort immerhin sein Budget von 16 Millionen Dollar einspielen. Director X ist bekannt für seine Musikvideos für Drake, Rihanna & Co. weswegen ihr euch direkt auf eine Clip-Ästhetik einstellen solltet. Als Remake des 1972er Thrillers Super Fly geht es um den Drogendealer Priest, der ein letzten großen Deal über die Bühne bringen will, bevor er sich in den Ruhestand begibt.
Es beginnt direkt mit fetten Beats zu den Logos. Danach gibt es einen Tracking Shot von Priest der sich in einem Nachtclub der Snow Patrol, einer Gang die ausschließlich Weiß trägt, befindet. Dort befinden sich Protz Karren, Waffen, leichtbekleidete Frauen und allerhand übertriebene Coolness von gesichtstätowierten Gangmitgliedern. Das ist die Attitüde die über 116 Minuten betrieben wird. SuperFly ist Blaxploitation mit karikierter Coolness und allerhand Prunk. Und wie man Produkte inszeniert hat Director X verstanden, denn in seinen Clubszenen, die selbst wirken wie aufgepumpte Musikvideos, erfüllt SuperFly zumindest den Style over Substance der tief in ihm selbst verborgen ist.
Der Rest ist leider stereotypisches und klischeegeladenes vülgares Abfeiern von Millieu. Dabei hilft die enorme Laufzeit leider auch nicht in der Entwicklung von Charakteren. Alle bleiben eine leere Hülle in einem Konflikt, den man aus diversen Filmen längst kennt. Problem bei SuperFly ist jedoch, dass abgesehen von Dialogen in Familienangelegenheiten, diversen Wort-Duellen und korrupten Polizisten nahezu nichts passiert. Die Höchstfreigabe entsteht durch diverse Schusswechsel gegen Ende und einer Exekution in einem Barbershop. Zugegeben die Schießereien und Schlägereien gegen Ende sind durchaus recht rabiat und ruppig inszeniert, doch sie erreichen den Zuschauer erst, wenn er längst gegen die Müdigkeit gekämpft hat. In einer Schlägerei direkt am Anfang offenbaren sich nämlich auch die Schwächen von Director X.
Immer wieder werden Slow-Motion Szenen in Bewegungen auf beschleunigte Szenen geschnitten, sodass die aufgeblasene Coolness im Nichts verpufft. SuperFly wirkt wie der Versuch möglichst viele Songs in einem Film zu packen, ohne dabei jedoch auf die Musikvideoästhetik zu verzichten. Dieses Unterfangen ist gescheitert in einem modernisierten Remake, dass lieber aus Schablonen geschneidert bleibt, als den bulligen Genrefilm heraus zu lassen, der nur im Finale aus jeder Pore trieft. Schade.
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