Swiss Army Man: Die angepriesene Gross Out Comedy des Jahres entpuppt sich als magisches und verdammt trauriges Einsamkeitsmärchen über Freundschaft und Zusammenhalt. Warum es sich hierbei jedoch auch um einen verdammt persönlichen Film handelt, möchte ich im nachfolgenden Text erklären.
Der nachfolgende Text beinhaltet eine persönliche Interpretation und könnte die Wahrnehmung beeinträchtigen bzw. Spoiler enthalten.
„Rescued I thought I was rescued but you’re just a dead dude and I’m gonna die“
Entgegen vieler Kritiken erwartet den Zuschauer mit „Swiss Army Man“ nicht der Feel Good Film des Jahres nach bewährter Sundance Formel. Sicher, die Struktur der Sundance Formel ist partiell erkennbar, jedoch haben wir hier wohl den traurigsten und niederschmetterndsten Film des Jahres 2016 bekommen. Noch zu Beginn fragt sich Hank, ob der tote Manny real ist, oder ob er nur halluziniert, weil er verhungert. Coming of Age, Survivalabenteuer, Selbstfindung, die Flucht in eine bessere Welt. All diese Komponenten hat das menschliche Taschenmesser in sich vereint und verbindet diese von unterschiedlicher Qualität miteinander. Der bizarre Trip wirkt manchmal zu sehr auf bizarr getrimmt, gerade wenn es um Blähungen geht könnte der Ein oder Andere mit dem Ausschalten hadern, und lässt dem Zuschauer oft die Gedanken vielleicht einfach aus dem Trip auszusteigen. Im Kern jedoch verbirgt sich eine zutiefst traurige Geschichte. Warum muss sich ein Mensch in eine Scheinwelt flüchten oder eine sprechende Leiche finden, um Akzeptanz zu bekommen? Hank erzählt in Fragmenten seine Geschichte, manchmal sicher etwas zu repetitiv, aber „Swiss Army Man“ hat mich zutiefst berührt.
Aus Müll den man in den verlassenen Wäldern findet baut man sich Filmsets, einen eigenen Rückzugsort und spielt die berühmtesten Filmszenen für seinen toten Freund nach, musiziert gemeinsam oder lernt was man offenbar machen muss, um akzeptiert zu werden. Gerade wenn jemand schon einmal in der Situation war, aufgrund seiner Statur, seiner Sexualität oder äußeren Merkmalen von einer Gruppe ausgeschlossen wurde, dürfte das Geschehen zu Tränen rühren. Denn letztendlich ist Swiss Army Man nicht der erwartete Feel Good Film, aber ein absolutes Unikat in der Filmwelt, bei dem man schmunzeln kann, sich gerne ekeln darf und letztendlich sehr sehr traurig ist. Ein sehr subjektives Erlebnis, bei dem ich mich zwischendrin selbst gesehen habe und mehrmals mit den Tränen kämpfen musste. Swiss Army Man funktioniert dennoch am besten, wenn man nur die Grundprämisse kennt, würzt sein Filmerlebnis mit dem innovativsten und ungewöhnlichen Soundtrack seit „Ravenous“ und lässt zu einem Entschluss kommen: Das ist Kinomagie, wie wir sie heutzutage leider zu selten sehen und erleben dürfen.
„There´s gotta be a better way to get out of here“.
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