Nach Ein Toter spielt Klavier wird es wieder mal Zeit, sich auch dem ganz alten Horror zu widmen. Ein tricktechnisch beeindruckender Vertreter seiner Zeit ist der Tierhorrorfilm Tarantula von 1955, in dem eine ungeheuerliche Riesentarantel eine kalifornische Kleinstadt tyrannisiert.
Die Hingabe zu handgemachten Effekten ist bei Klassikern immer wieder zu genießen. Besonders die aufwendigen Masken der damaligen Zeit wird in Filmen von Heute überwiegend vermisst, während das CGI der kurz- und schmerzlosere Weg geworden ist. Bei Tarantula ist jedoch nicht abzustreiten, dass man es heutzutage tatsächlich besser gemacht hätte. Umso größer ist der Charme jener Effekte, der so herrlich nostalgisch wie amüsant aussieht – und, wenn ein gewisser Ekel vor Insekten und Kleintieren besteht, immer noch den Zuschauer abstoßen kann.
Was den Film überaus sympathisch macht, ist seine kritische, ökologische Note. Dort gibt es nämlich eine Szene, in der ein Wissenschaftlicher den Bevölkerungswachstum bis zur Jahrtausendwende hochrechnet und dabei auf über 3 Milliarden Menschen kommt (in der deutschen Synchronisation fälschlicherweise mit „3 Billionen“ übersetzt). Zwar stimmt diese Zahl leider nicht, doch seine folgende Aussage, es gäbe nicht genug Ressourcen für alle, spricht durchaus die bittere Wahrheit aus. Dann wäre irgendwann selbst das kleinste Lebensmittel höchst wertvoll, wie schließlich noch ergänzt wird. Dieses ungenutzte Wissen kann einen überaus enttäuscht einstimmen. Doch macht es der Film letztlich nicht besser und lässt das Geschehen in totaler Bedeutungslosigkeit enden. Schöne Scheiße.
Sucht man zündenden Grusel, findet man ihn sicherlich woanders. Der Retro-Science-Fiction-Film Tarantula ist viel mehr ein Film für Nostalgiker, die den Ursprüngen des Horrorfilms auf die Spur gehen wollen. Fündig wird man auf dieser Suche allemal, denn die Effekte sind nach über 60 Jahren immer noch eine Sichtung wert.
Empfehlenswert für Halloween, weil ein wenig 50er-Jahre-Monstertash sicherlich nicht ganz verkehrt ist für einen unterhaltsamen Abend mit den Boys. Der Spaßfaktor ist auf jeden Fall enthalten.
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