The Autopsy of Jane Doe sollte Genrefans bereits seit einer Weile bekannt sein. Auf diversen Festivals wurde er gefeiert, war Teil der diesjährigen Fantasy Nights und erscheint am 20. Oktober nun endlich bei uns im Heimkino. Diese Direct to DVD Veröffentlichung ist indes leider besonders schade, denn Andre Øvredals Film ist besser als ein Großteil der Horrorfilme die den Weg ins Kino finden und vor allem gruseliger.
Man nehme eine Pathologie, Vater und Sohn und eine mysteriöse Leiche und schon hat man alle Zutaten für The Autopsy of Jane Doe. Mit Emile Hirsch und Brian Cox hat man damit zwei außergewöhnlich gute Darsteller gefunden, die den Charakteren Glaubhaftigkeit verleihen. Der Horror kommt hier schleichend über den Zuschauer, gleich dem Protagonistenduo. Merkwürdige Frakturen an der Leiche, undefinierbare Geräusche, Stromausfälle bei der Identifikation der Leiche. Øvredal versetzt uns in puren Terror indem er einfach nur mit der Lichtgebung und dem Sound-Design spielt. Natürlich ist The Autopsy of Jane Doe nicht frei von lauten Jump-Scares, doch sollen diese den Horror nicht verstärken. Gleichzeitig zerstören sie ihn aber auch nicht.
Wir bekommen hier knapp 70 Minuten atmosphärischen Terror geboten, der stellenweise wirklich extrem spannend ist und in einigen Momenten für dosierte Schocks sorgt. Hatte man dieses Fundament konsequent zu Ende gebaut, hätten wir mit The Autopsy of Jane Doe eine kleine Jahrtausendperle bekommen. Doch beinahe symptomatisch braucht auch dieser Horrorfilm einen neunmalklugen Twist aus der Mottenkiste, der bereits zu erahnen ist und keinen Einfluss auf das Ende hat. Das größte Problem ist es, dass die Macher hier alles vernichten, was vorher so mühsam aufgebaut wurde. Das komplette Handwerk wird gedreht, der leise Horror durch große Effekte ausgetauscht und ruhige Erzählung endet in aufgeblasener Dynamik. Sicher endet dieses Szenario in geradliniger Konsequenz, doch sorgen diese Fehler für zwiegespaltene Erinnerungen und das obwohl man über eine Stunde fast seine Hose durchnässt hätte.
Empfehlenswert für Halloween weil: Gewiss nicht der große Horrorwurf! Dafür jedoch ein über große Strecken fieser und harter Spannungsfilm, dessen Fassade erst nach dem Twist bröckelt. Das gibt Abzüge in der B-Note, denn dafür sind die ersten 70 Minuten so schweißtreibend, dass man verbissen versucht ins Couchleder zu kratzen.
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