Die Tage der 31 Days of Fright sind für dieses Jahr wieder gezählt und wir blicken dem Abschlussfilm entgegen. Angesichts der vielen Empfehlungen, die wir in diesem Jahr für euch hatten, war es schwierig sich für das große Finale zu entscheiden. Wir haben mit einem modernen Horrormeisterwerk begonnen, also möchten wir unsere Lieblingsaktion des Jahres auch mit einem beenden. Zu Beginn der 2000er Jahre brach eine europäische Filmterrorwelle aus, angeführt von extremen Genrebeiträgen aus Frankreich. Doch 2005 inszenierte Neil Marshall mit The Descent einen britischen Maßstab für modernes Terrorkino.
The Descent gelingt es nämlich zwei stilistisch unterschiedliche Hälften perfekt miteinander zu kombinieren, ohne dabei die Spannungskurve abzuflachen. Zu Beginn noch handelt es sich um einen spannenden Film über Extremsport, bei dem Klaustrophobie und Dunkelheit eine prägnante Rolle einnehmen. Eine Gruppe Freundinnen möchte eine Höhle erforschen und damit an alte Zeiten erinnern, doch gleichzeitig ist auch Sarah noch traumatisiert von einem Familienunglück. Neil Marshall setzt zu Beginn noch auf Charakterentwicklungen und nimmt sich Zeit für Dialoge, damit wir später hoffen und bangen dürfen.
Während der Expedition engt sich das Wohnzimmer ein, Angst und Panik übertragen sich auf uns und das erste Mal drücken wir die Daumen, dass kein Felsspalt zu eng ist, um durchkriechen zu können, jedes Knicklicht lang genug leuchtet um den Weg zu zeigen und jedes merkwürdige Geräusch nur ein Produkt des unterirdischen Schalls ist. Die Ungewissheit reizt die Emotionen aus und gerade wenn uns The Descent ein Gefühl der Sicherheit schenkt, folgt ein kompletter Stilbruch mit einem der effektivsten Jump-Scares unseres Jahrtausends.
Von dort an beginnt ein monströser Kampf um Leben und Tod und Neil Marshalls Film wird zur perfekten Kombinationen von brutalen Gewalexzessen, die immer im Kontext des Überlebenskampfes eingesetzt werden, und lang anhaltenden Spannungsmomenten. Das Höhlensystem wird audiovisuell perfekt konvertiert, Momente der Stille reizen sich in Unendlichkeit aus, in den dunklen Gängen des Höhlensystems wird eine Nachtsichtkamera eingesetzt und immer dann, wenn die Eskalation vermeintlich überwunden ist, reicht ein unerwarteter Schreckmoment um die Knabbereien über die Couch zu verteilen.
The Descent ist einer der besten Horrorfilme der 2000er, weil er es, sobald der richtige Terror ausbricht, schafft die Anspannung bis zum Ende der Credits zu halten und mit einem letzten Schockmoment in Form eines fiesen Endes abzuschließen. In unseren Köpfen geht die Geschichte jedoch weiter und sie wird uns nicht mehr loslassen. Und plötzlich wirkt die Einladung zu einer Führung durch die nächste Tropfsteinhöhle nicht mehr so attraktiv.
Empfehlenswert für Halloween weil: The Descent nicht nur einer der spannendsten Horrorfilme aller Zeiten ist, sondern auch mit Charakterauseinandersetzung nicht geizt. Das erklärt nicht nur die Motivation innerhalb der Gruppe, sondern hilft uns zusätzlich in den Spannungsmomenten. Gruseliger kann der Filmabend nicht werden!
Das Bildrecht für das Poster obliegt Gary Pullin | Die Szenenbilder obliegen ©Universum Film