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The Drop – Bargeld

von Robin Längert

Die Verfilmung der Kurzgeschichte „Animal Rescue“ von Krimi-Autor Dennis Lehane war hierzulande deutlich zu kurz im Kino, um in seinen Genuss kommen zu können. Doch nun, wo die Tage wieder kürzer und kälter werden, sei einem der unterkühlte Noir-Thriller wärmstens empfohlen –  besonders wegen des letzten, großartigen Auftrittes vom Soprano James Gondolfini.

Tom Hardy spielt einen introvertierten Barkeeper in Brooklyn, dessen Leben noch nie große Visionen seines selbst verfolgt hat. Er ist das Beispiel eines Großstädters, der in seiner distanzierten Erscheinung einen expressionistischen Flair hat. Liebe und soziale Nähe sind scheibar eher sekundär für ihn. So ist schließlich auch die subtile Erzählweise, die ein kontrolliertes Tempo einnimmt und durch die warme Farb- und Lichtvielfalt den eigenen Schein der Großstadt trügt. Doch die tatsächliche Wärme tritt erst in Erscheinung von Noomi Rapaces Figur auf, die die moderne Femme fatale des Filmes ist. Undurchschaubare Charaktere, ein verzweigter Weg zum Spannungshöhepunkt, unausgesprochene Ereignisse der Vergangenheit, das Gefühl von Verfolgung und Korruption: Der klassische Film noir wird eindrucksvoll in das gegenwärtige New York projiziert.

Wie in dem Vorbildgenre wird auch hier mit visuellen Kontrasten gearbeitet, nur dass die analogen Schwarz-Weiß-Fotografien von digitalen, prächtigen Farbtönen ersetzt werden. Das detaillierte und verschleierte Erzählen ist ebenfalls übernommen wurden. Demnach sollte die Reibungsreinheit des Krimi-Skriptes nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden, denn dies passiert schnell bei einer solch authentischen Geschichte, die nicht ständig daran erinnert, man sehe eine große, fiktive und standartmäßig überzeichnete Hollywood-Geschichte. „The Drop“ ist schließlich nicht auf das Event aus, sondern auf die Reize des Menschen – wie die nächtlichen Lichter einen Schein von Wärme bereiten, die innere Gebrochenheit durch Nähe geheilt wird und die allumgebene Fremdheit einen selbst überkommt. Inhalt und Form sind ausgeglichener denn je.

Wer denkt, den Film noir gibt es nicht mehr, sollte einen strengen Blick auf Lehanes Kriminal-Story werfen, die glücklicher Weise von Regisseur Rosskam vollends verstanden und herausragend umgesetzt wurde. Seit „Drive“ ist „The Drop – Bargeld“ der beste seiner Art. Nicht nur werden hier expressionistische Themen verarbeitet, sondern zugleich besondere, lebensechte Charaktere und die Kraft des filmischen Schaffens.

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Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©20th Century Fox

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