Zhang Yimou, der bekannt ist für seine opulent bebilderten Filme im japanischen Kino, durfte mit The Great Wall sage und schreibe 150 Millionen Dollar für einen Fantasyfilm verschwenden, bei dem letztendlich nichts weiter im Kopf bleibt als Frustration.
Dabei darf Yimou auch hier optisch ordentlich reinhauen, auch wenn es sich dabei lediglich um die Kostüme und Rüstungen handelt. Diese sind nämlich von ihrer Gestaltung und der Vielfalt atemberaubend und sorgen für tolle Bildkompositionen, solang das CGI fernbleibt. Leider gibt es nichts weiteres positives zu The Great Wall zu sagen, denn mit den Effekten haben wir direkt einen der größten Schwachpunkte. Dass es bei einer Geschichte mit angreifenden Echsen unvermeidlich ist auf computergenerierte Bilder zu verzichten, sollte klar sein, doch The Great Wall ertrinkt förmlich in seiner Digitalität. Generiert die maue Geschichte ohnehin nur ein Abarbeiten diverser Actionszenen, bekommen wir oftmals das Gefühl, dass die Playstation eingeschaltet ist und wir nur darauf warten bis die gerenderte Zwischensequenz beendet ist.
The Great Wall sieht einfach nur künstlich aus, die Menschen laufen wie Antikörper durch ihre digitalen Orte und die, wie bereits erwähnt, dürftige Geschichte gibt weder Auskunft warum die Echsen alles und jeden wegbashen wollen, noch ist sie daran interessiert die Kultur und Tradition zu wahren. Eine chinesisch/amerikanische Co-Produktion ist The Great Wall, bei der der dahergelaufene weiße Amerikaner nicht nur zeigt wie ordentlich mit Pfeil und Bogen umgeht. Nein er steppt einfach aus der Wüste und rettet ohne große Spannung ein gesamtes Volk. Wem das nun schon zu blöd ist, sollte direkt auf einen anderen Film umsteigen, denn auch Matt damon Fans werden enttäuscht. Zwar mimt er den Dynastie-Legolas mit solidem Niveau, doch gibt es nichts, dass seine Präsenz ausmacht. Diesen Charakter hätte wirklich jeder andere Schauspieler ebenfalls darstellen können, ist The Great Wall ohnehin verdammt dünnes Eis wenn es um Figuren geht. Von merkwürdigen Entscheidungen und Wandlungen abgesehen gibt es hier überhaupt niemanden, mit dem man mitfiebern darf.
Reihenweise werden Menschen und Echsen ohne Eigenschaften zum puren vergnügen weggeschnetzelt, nur liegt das Vergnügen leider nicht auf der Seite des Zuschauers. Nach dem ersten großen Angriff hat man sich bereit satt gesehen und verbringt die Restzeit mit plattem Malen nach Zahlen Vorgang. Dabei geht The Great Wall nur knapp über 90 Minuten und hätte eine ganz doofe Schlachteplatte werden können. Dass das Endergebnis nun aber wirklich so strunzdoof und langweilig ausfällt, hätte man beim besten Willen nicht erwartet. Jeder, der möchte soll ruhig einen Blick riskieren. Im Gegenzug sollte man jedoch nicht erbost reagieren, wenn man mehr als enttäuscht in den Abspann blickt. Denn davor haben bereits zum Kinostart etliche Leute gewarnt und wir werden es zum Heimkinorelease erneut machen.
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