Ein Sequel, das wohl keiner auf dem Schirm hatte: Die mit ihrem düster-modernen Anstrich sichtlich auf die jugendliche Zielgruppe zugeschnittene Märchenverfilmung „Snow White and the Huntsman“ von 2012 spielte offenbar genug ein, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Nach einigen Verzögerungen, Schwierigkeiten in der Vorproduktion und mehreren Drehbuchfassungen, an denen unter anderem auch Frank Darabont mitarbeitete, kam der Film letztlich doch unter der Regie von Cedric Nicolas-Troyan zustande, welcher bereits im ersten Teil für die visuellen Effekte verantwortlich zeichnete.
Kirsten Stewart tritt in diesem Film nicht auf, ihre Rolle wird nur beiläufig erwähnt; stattdessen holte man Emily Blunt ins Boot, was sich als richtige Entscheidung erweist. Sie spielt die Rolle der Eiskönigin Freya, die als autoritäre Herrscherin mithilfe ihrer „Huntsmen“ ein trostloses Reich aufbaut. In diese Elitetruppe gerät auch der junge, aus dem Vorgänger bekannte Huntsman (Chris Hemsworth). Im Laufe seiner Ausbildung verliebt er sich in Kampfgefährtin Sara (Jessica Chastain), doch die geplante Flucht aus den totalitären Verhältnissen (Freya verbietet jegliche Emotion und Zuneigung) scheitert. Im weiteren Verlauf der Handlung, zeitlich nach „Snow White and…“ angesiedelt, muss sich der Huntsman auf eine Suche nach dem abhanden gekommenen magischen Spiegel machen, denn auch die Eiskönigin strebt nach der großen Macht, die dieser ihr verleihen könnte.
Blunts Darstellung sorgt dafür, dass ihr Charakter samt tragischem Hintergrund glaubhaft und auf richtige Weise ambivalent wirkt, sie beherrscht es, in den richtigen Momenten gebieterisch, verwundbar oder beides gleichermaßen zu wirken und sticht somit deutlich aus dieser düster gehaltenen Weiterdichtung einer Märchenverfilmung heraus. Diese gerät trotz einigen amüsanten Einfällen wie die dem (nicht immer zündenden) Comic Relief dienenden Zwerge zu einer allzu formelhaften Heldenreise, deren Anfang viel zu unmittelbar ist. Ohne weitere Einleitung befindet man sich mitten im Geschehen, ist sich nicht sicher, ob es sich nur um eine Nebenhandlung handelt. Manche Charakterentwicklung wirkt erzwungen, die Wiedervereinigung der Liebenden ist geradezu beiläufig inszeniert und so fällt es schwer, Interesse an der Geschichte aufzubauen.
Da überrascht es doch, wenn im letzten Drittel Fahrt aufgenommen wird, sich zur obligatorischen Action-Resolution eine tragisch-dramatische Komponente samt angedeutetem Symbolismus (ist der Spiegel doch ein Katalysator für eine Persönlichkeitsstörung, ein Ausdruck innerer Zerissenheit aufgrund von Schuld und Selbsthass?) hinzugesellt. Auch wenn sie wegen des profillosen Vorgeschehens nicht ganz wirken können und ungenutzt bleiben, sorgen sie und teils recht kreative Abwandlungen klassischer Märchen- und Fabelwesen und –welten, wie so oft unnötigerweise 3D-konvertiert, für ein durchschnittliches, bisweilen annehmbares, jedoch insgesamt alles andere als gutes Kinoerlebnis. Fans des ersten Teils können aber auf ihre Kosten kommen.
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