Als The Loved Ones seinerzeit vor 10 Jahren in die Läden kam, entsprang er einer weiterhin anhaltenden Welle von Torture Porn Filmen, die gerade im B-Movie Sektor wie eh und je Überhand nahmen. Mit Glück seinerseits, dass er die übersättigte Konvention aushebelte, indem er als Opfer keine Frau ins Zentrum der Geschichte setze, sondern einen optisch lupenreinen maskulinen Mädchenschwarm. Der, wie leider viel zu oft in unserer Gesellschaft, die Gefühle einer armen Frau verletzt und nicht mit ihr auf den Prom-Ball geht. Grund genug also diesen vom Vati entführen zu lassen und ihn am Abend der Festivitäten im wahrsten Sinne des Wortes zu Hause festzunageln.
Dabei sei direkt gesagt, dass auch The Loved Ones abseits seines Geschlechtertausches auch nur gängige Motive aus diesem Spartensektor, doch mit cleveren Kniffen im Drehbuch. Angenehm ist dabei vor allem, dass die Laufzeit sich mit Abspann auf gerade einmal 84 Minuten beläuft. Während andere Filme sich unnötig mit überlangen Dialogen und uninteressanten Charakter aufblähen, ist The Loved Ones so ruppig reduziert, dass er keine Zeit für Verschnaufpausen lässt. Dass die Australier zudem bekannt für ihren makaberen Humor sind, hilft dem Geschehen zusätzlich.
Die Altersfreigabe verschweigt nicht, dass hier die Post abgeht. Und wie! Es wird gelitten, geschrien, genagelt, gebohrt und noch viel mehr. Für sanfte Gemüter ist das absolut nicht zu empfehlen, da die grafischen Gewaltakte in die Magenkuhle schlagen. Und doch schwingt in vielen Szenen ein rabenschwarzer Humor mit, dass man lachen will bevor der nächste Akt dafür sorgt, dass dieser Lacher im Halse stecken bleibt. Und gerade hat The Loved Ones den Zuschauer bei der Kehle. Durch seine Reduziertheit und Radikalität zieht er nicht nur Tempo an, sondern hält dieses bis zum Abspann.
Fehlerfrei und makellos bleibt das aber nicht. Durch das Recyceln von altbekannten Motiven sorgen viele Wendungen bei Filmfans höchstens für ein Achselzucken, weswegen sich hinter dieser etwas aufgesetzten innovativen Fassade nur ein getarnter Genrespaß versteckt. Auch die Entwicklung die die gesamte Situation mit zunehmender Laufzeit nimmt, wirkt banal und zwingend auf Überdrehtheit ausgerichtet. Den Spaß raubt das nicht, nur bleibt Sean Byrnes Film damit weit hinter seinem eigenen Anspruch zurück. Die Lobeshymnen diverser Festivals vor 10 Jahren lassen sich daher nur bedingt nachvollziehen.
Aber sei es drum. Als überraschend gut gespielter, blutiger Terrorfilm macht man mit The Loved Ones nichts falsch. Absehen sollte man jedoch von der deutschen Sprachfassung, da diese mit drittklassigem Niveau jede Schauspielleistung schmälert. Wer den Magen dafür hat und auch in brutalen Foltereinheiten noch über Aussie-Humor lachen kann, hat hier einen richtigen Genrehappen gefunden. Auch heute noch sucht man solche Rohdiamanten im Direct to DVD Sektor viel zu selten.