Es tut uns leid. Als deutscher Filmfan ohne Zugang zu amerikanischen Anbietern ist es unmöglich The Outwaters. Dieses Jahr sind die Frights etwas nischiger, nicht nur weil wir einen Großteil der bekannten Klassiker und Genrefilme bereits besprochen, sondern weil die letzten 365 Tage einige Geheimtipps hervorgebracht haben.
Am ähnlichsten vergleichbar ist der Film dabei tatsächlich mit Skinamarink, den wir vor wenigen Tagen im Programm hatten. Auch hier ist die Umsetzung eher darauf fokussiert das Erlebte greifbar zu machen, auch wenn der Weg dahin hier deutlich leichter guckbar ist.
In der Mojave Wüste werden drei Speicherkarten gefunden. Auf den Karten ist das Material von 4 Freunden die 2017 ein Musikvideo drehen wollten aber seitdem spurlos verschwunden sind. Was geschah an diesem Tag in der Wüste?
Der Weg dahin ist hier im Tempo etwas entschleunigt. Es wird sich erstmal viel Zeit genommen die Beziehung der Freunde aufzuzeigen. Dabei werden mit tollem Soundtrack äußerst naturalistisch lange Szenen eingefangen. Gut möglich dass der ein oder andere da bereits raus ist. Und diese Warnung ist hier wiederholt angebracht. The Outwaters polarisierte bei seiner Veröffentlichung extrem, spaltete sein Publikum, bekam Hass- und Liebesbriefe.
Aber das hier ist ein Musterbeispiel für Produktionsökonomie. Was hier mit einem Mikrobudget verwirklicht wurde ist ein absolutes Brett. Wer sich immer mal gefragt wie sich der Terror anfühlt, in der Wüste von etwas unbekanntem gestalkt und gequält zu werden, ist hier genau richtig. Es gibt kaum einen Film der diese Ängste so gut destilliert hat. Die Mittel hier sind dabei äußerst ruppig. Schrilles Sound-Design, schwindelerregende Kamera, brutal effizient gesetzte Schocks. Ehrlich gesagt wusste ich nicht mal mehr was passiert weil der Puls auf 180 schlug, Schweiß von meiner Stirn tropfte und mein Herz spürbar im Brustkorb schlug.
Dabei ist die Regelung hier simpel. Entweder euch haut das komplett von den Socken oder ihr schaltet nach einer Stunde aus. Eine Wahrheit in der Mitte wird man bei The Outwaters nicht finden. Audiovisuell ist er mit Sicherheit einer der besten Horrorfilme des Jahres und aufgrund seiner diabolischen Authentizität für mich eine absolute Perle im Found Footage Bereich. In ersten Reaktionen hieß es, dass das Publikum sich übergeben musste. Wenig verwunderlich bei dieser Grenzerfahrung die euch einfach nur komplett fertig machen will.
Empfehlenswert für Halloween weil: Wenn ihr mal so richtig Bock habt mit Kopfhörern auf hoher Lautstärke eure ganze Woche zu versauen, riskiert einen Blick in The Outwaters. Sicherlich, vielen wird das missfallen, wenn nicht sogar verärgern. Alle anderen werden wortwörtlich Zeuge eines absolut brachialem Foltertrip. Hoffentlich findet sich bald ein Abnehmer in Deutschland.
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