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The Queen of Black Magic

von Sean Theumer

The Queen of Black Magic aus dem Jahr 1981 ist ein Paradebeispiel für das indonesische Exploitation-Kino der späten 70er und frühen 80er Jahre – roh, überdreht, voller Energie und gleichzeitig tief verwurzelt in regionaler Mystik. Unter der Regie von Lilik Sudjio und mit Suzanna in der Hauptrolle entstand ein Film, der den westlichen Begriff des Horrors mit lokalem Volksglauben vermischt und daraus etwas Eigenwilliges, beinahe tranceartiges formt. Es ist ein Werk, das zwischen Trash und Tragödie pendelt, aber genau aus dieser Mischung seine Faszination zieht.

Im Zentrum steht Murni, eine junge Frau, die von ihrem Dorf fälschlicherweise der Hexerei beschuldigt und brutal verraten wird. Sie verliert nicht nur ihre Liebe, sondern auch ihre Würde – und schwört Rache. Was folgt, ist ein Rausch aus schwarzer Magie, Besessenheit und Vergeltung, der in seiner Intensität selbst heute noch überrascht. Doch während viele Filme dieser Ära in reinen Effektkatalogen versinken, bleibt The Queen of Black Magic erstaunlich kohärent: Das Grauen entspringt hier nicht allein den Zaubersprüchen und grotesken Effekten, sondern einem tiefen Schmerz über Verrat und Erniedrigung.

Die Inszenierung ist roh und ungeschliffen, aber voller filmischer Leidenschaft. Das begrenzte Budget wird durch stilistische Exzesse und eine fast schon fiebrige Bildsprache kompensiert. Die Kamera verweilt auf Gesichtern, die zwischen Wut und Wahnsinn schwanken, die Musik dröhnt, die Schnitte sind abrupt – alles wirkt leicht außer Kontrolle, und doch entsteht daraus ein ganz eigener Rhythmus. Gerade dieses Übermaß an Bewegung und Farbe, macht den Film zu einem Erlebnis.

Suzanna trägt das Geschehen nahezu im Alleingang. Ihre Murni ist eine der großen Figuren des indonesischen Horrorkinos: Sie verkörpert Zorn und Schmerz zugleich und verleiht dem Film eine emotionale Basis, die seine übernatürlichen Elemente erst glaubwürdig macht. In ihr bündelt sich das zentrale Motiv des Films – dass die wahre Monstrosität nicht in der Magie liegt, sondern im menschlichen Verrat, der sie hervorbringt.

Die Effekte mögen aus heutiger Sicht altmodisch wirken, doch ihre Handgemachtheit verleiht ihnen eine unerwartete Intensität. Wenn Köpfe rollen, Flammen aus den Augen schießen oder Körper sich verformen, dann steckt darin eine spürbare physische Kraft. Nichts hier ist glatt, nichts perfekt – aber gerade deshalb entfalten diese Szenen eine rohe Direktheit, die vielen modernen Produktionen fehlt.

Trotz aller Faszination bleibt The Queen of Black Magic nicht ohne Brüche. Der Ton schwankt zwischen ernstem Horror, Melodram und gelegentlicher Komik, die aus heutiger Perspektive unfreiwillig wirken mag. Manche Szenen verlieren sich in repetitiven Ritualen, und der Mittelteil zieht sich, bevor der Film in einem geradezu opernhaften Finale eskaliert. Doch diese Unausgeglichenheit gehört zum Wesen des Films: Er lebt vom Exzess, vom Gefühl, dass hier jemand nicht Maß halten will – und genau darin liegt sein Charme.

Am Ende ist The Queen of Black Magic ein wilder, hypnotischer und in seiner Zeit verwurzelter Horrorfilm, der sich weigert, gezähmt zu werden. Ein Stück Kino, das seine Schwächen offen trägt, aber aus ihnen Stärke zieht. Düster, überbordend, emotional – und ein Beweis dafür, dass wahre Magie oft dort entsteht, wo Kontrolle längst verloren ging.

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