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The Sea of Trees

von Sean Theumer

Ausgebuht auf den Filmfestspielen von Cannes, vernichtende Texte von den Kritikern; Gus van Sant hatte es bisher nicht leicht mit seinem Werk und überschattet ein Qualitätsspektrum wie kaum ein anderer Regisseur, Für Good Will Hunting gab es einen Oscar für das Drehbuch und den Nebendarsteller Robin Williams, sowie sieben weitere Nominierungen. Mit Elephant erschuf er eine bedrückendes Drama über den Columbine-Amoklauf und mit dem Remake von „Psycho“ erntete er den Zorn der Fans und unterdurchschnittliche Kritiken. Doch keines seiner Werke wurde so verschmäht wie jetzt „The Sea of Trees“.

Doch direkt im Vorfeld muss man feststellen, dass der Wald als Träger der Atmosphäre der eigentliche Hauptdarsteller und mit seiner mystischen Erscheinung in den Bann ziehen kann. Der Aokigahara-Wald ist ein Mysterium für sich, lockt er doch so viele Menschen an, die ihn aussuchen um ihr Leben zu beenden. So auch Matthew McConaughey, der nach einer verkrachten Ehe, deren Verlauf wir fragmentarisch erzählt bekommen, Suizid begehen möchte. Sein Unterfangen wird gestört als der blutverschmierte Ken Watanabe aus dem Wald herausfinden möchte. McConaughey will dem Unbekannten helfen und sieht vom Selbstmord ab, doch den Weg den er gelaufen ist, findet er nicht mehr. Ab diesem Zeitpunkt mischt „The Sea of Trees“ etliche Genremotive miteinander und kombiniert sie leider nicht fließend miteinander. Im ersten Momente werden Durchhalteparolen durchs Baumdickicht geschrien, dann beginnt ein kräftezehrender Überlebenskampf der direkt danach mit einer eingestreuten Rückblende des Ehelebens alles entschleunigt.

Problem dabei ist, dass jeder Rückblende einem repetitiven Muster folgt, welches daraus besteht, eine anfangs normale Situation zu zeigen die eskaliert und im Streit endet. „The Sea of Trees“ ist eine narrative und inszenatorische Unordnung, die sich immer ausbremst, wenn das Tempo angezogen wird. Der Film lebt von seinen Darstellern, die eine wirklich tolle Vorstellung abliefern. Abgesehen vom Genre-Mischmasch macht „The Sea of Trees“ bis zum Finale nicht viel falsch, versaut sich den Endeindruck jedoch mit seinen letzten 20 Minuten. Dort bekommt die Geschichte neues Leben eingehaucht, durch die Änderung eines vorhandenen Konstrukts und injiziert ekelhaften Ultra-Kitsch, der selbst bei Menschen die nah am Wasser gebaut sind, lediglich für ein müdes Lachen sorgt. Der, sagen wir es mal so, Twist, ist dort beinahe schon älter als der Wald selbst. Es ist unfassbar wie Gus van Sant seinen Film letztendlich selbst demontiert und einen bleiben Endeindruck von „Meh“ hinterlässt, obwohl die ersten 80 Minuten durchaus guckbar sind. Man würfelt „The Revenant“ mit „The Tree of Life“ zusammen und fügt einfach noch eine kaputte Ehe hinzu, würfelt diese mit wechselndem Rhythmus durcheinander und tunkt es danach noch in Zucker oder schmeißt es auf den Amethysten der Wahrsagerin von nebenan. Ein merkwürdiger Film, der ohne seinen Schauplatz und seinen Darstellern wohl nie das Licht der Welt erblickt hätte.

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Ascot-Elite

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