The Sixth Sense verhalf M. Night Shymalan zum Durchbruch, spielte weiltweit satte 630 Millionen Dollar ein, hat eingängig bestätigt einen der grandiosesten Filmtwists aller Zeiten und und und. Der Film genießt seinen Status, doch ist er wirklich das Meisterwerk für das viele ihn halten?
Ja. The Sixth Sense ist ein absolutes Traumbeispiel für psychologischen Horror mit Anspruch und funktioniert selbst für die Leute, die bereits das Ende kennen. Anders als in Filmen, die nur mit ihrem Twist funktionieren hat Shyamalan hier einen doppelbödigen Psychothriller geschaffen, der gar nicht auf seine Ende reduziert werden kann. Wie hier mit Bildsprache und dem Einsatz von Musik umgegangen wird ist umwerfend.
Als Zuschauer nehmen wir die Beobachterrolle ein, was durch die Kameraführung von Tak Fujimoto bestätigt wird. Als unsichtbarer Dritter navigiert er sich in langen Einstellungen durch die Wohnung, haftet sich an die Versen von Cole und nimmt jeden seiner Schritte war. Durch diesen Kniff funktionieren die perfiden Spannungsmomente umso besser. The Sixth Sense ist kein Film der schnellen Abfolge. Er sät sein Unbehagen in langen Abständen, die dadurch umso intensiver wirken.
Dafür braucht es lediglich Geräusche und Silhouetten im Hintergrund um einen riesigen Schauer über den Rücken zu jagen. Doch viel besser noch: Der Film funktioniert ebenfalls als Drama perfekt und bewahrt das notwendige Verständnis von Gefühl um die Schicksale für uns nachvollziehbarer zu machen. Noch dazu wird das Geschehen brillant getragen von Haley Joel Osment, Toni Collette und Bruce Willis. The Sixth Sense ist eine tiefgründige und dramaturgisch perfekt erzählte Geistergeschichte über die Angst vor dem Tod und dem verzweifelten Klammern an alten Erinnerungen.
Mit dem perfekten Gespür für Grusel und Dramatik gelingt M. Night Shyamalan ein stimmiger Horror/Psych-Thriller, der sein Ensemble und seine Geschichte durch seine technische Perfektion grandios unterstützt. Was hier durch Farbgebung und Kamerabewegung an Thrill zusätzlich hinzugefügt wird ist beispiellos. Damit markierte The Sixth Sense nicht nur den Aufstieg des Regisseurs, sondern dient auch als stetige Referenz in Gesprächen mit ihm. Zu schade nur, dass Shyamalan erst 2015 mit seinem bodenständigen Terrorfilm „The Visit“ an diese Qualitäten anschließen konnte.
Empfehlenswert für Halloween weil: Kein klassischer Horror, dafür eine betörend schöne und schaurige Geistergeschichte, die völlig zurecht im Jahr 1999 im Box Office alles zerstörte. Trotz Kenntnis des Endes ein immer noch furchteinflößender Film.