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The Vourdalak

von Sean Theumer

Zeit für einen weiteren Geheimtipp des amerikanischen Streamingdienstes Shudder. Und auch wenn es so wirkt, als würde ich euch dringend davon überzeugen wollen mit VPN ein Abo für 4,99 abzuschließen, bietet Shudder ein immense Auswahl von unbekannten Horrorfilmen. Adrien Beaus The Vourdalak ist ein merkwürdig schönes, zugleich abstoßendes Stück Kino, das sich irgendwo zwischen gotischem Märchen, morbidem Familienportrait und experimentellem Horror bewegt. Der Film atmet den Geist alter Legenden des Vampirkinos, ohne sich nostalgisch daran festzuhalten. Stattdessen verwandelt er die vertraute Geschichte des vampirischen Wiedergängers in eine Meditation über Nähe, Tod und die unheimliche Beständigkeit familiärer Bindungen.

Was The Vourdalak so besonders macht, ist sein Sinn für Atmosphäre. Jede Einstellung wirkt wie ein Relikt – gedreht auf grobkörnigem 16mm, durchzogen von Kerzenlicht, Nebel und dem Schimmer eines ewigen Dämmerzustands. Hier geht es nicht um Angst im klassischen Sinne, sondern um ein langsames Durchdringen von Unbehagen. Der Film beobachtet, wie Räume altern, wie Gesichter entgleiten, wie Stimmen in der Dunkelheit verschwinden. Beau verlässt sich dabei weniger auf Handlung als auf Suggestion. Dialoge sind spärlich, Bewegungen präzise, Pausen von seltsamer Intensität. Dieses Kino funktioniert über Gesten und der Stille zwischen Personen.

The Vourdalak fordert Geduld, lässt sich Zeit und verweigert die üblichen kathartischen Ausbrüche. Wer bereit ist, sich auf seine Trägheit und seinen Rhythmus einzulassen, wird mit einer dichten, hypnotischen Erfahrung belohnt. Der Schrecken entsteht nicht durch Gewalt, sondern durch Beständigkeit. Trotz seiner betörenden Ästhetik stößt der Film gelegentlich an die Grenzen seiner Strenge. Einige Sequenzen verharren zu lange in reiner Formschönheit, verlieren sich in Wiederholung. Doch gerade diese Monotonie, dieses Kreisen um das Unaussprechliche, gibt The Vourdalak auch seine Kraft. Kino, das nicht verführt, sondern beschwört und langsam verwest. Kalt, rätselhaft und von morbider Anmutung.

Empfehlenswert für Halloween weil: sich euer Wohnzimmer in ein modriges Verlies verwandeln wird und die klassische Vampirgeschichte auf Kopf gedreht wird. Sperrig, sich gewiss deutlich länger anfühlend als die 91 Minuten die an Laufzeit vorhanden ist, aber dafür mit der atmosphärischste Grusler der in letzter Zeit veröffentlicht wurde.

Die Bildrechte obliegen ©Shudder

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