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The Witch Next Door

von Sean Theumer

In Amerika als „The Wretched“ ins Kino gekommen konnte The Witch Next Door in diesem Jahr ordentlich Rekorde brechen. Er blieb sage und schreibe 6 Wochen in Folge an der Spitze der Kinocharts was aus dem Genre bisher noch kein Film im Ansatz erreicht hat. Damit zieht er gleich mit Avatar, was jedoch den besonderen Umständen geschuldet ist. Aufgrund der Pandemie war der Markt dementsprechend konkurrenzlos, weswegen ein startender Horrorfilm gerade für junge Pärchen in Autokinos für einen spannenden Kinoabend bedeutete. An den Qualitäten liegt, wie bereits kurz angerissen, dieser Erfolg leider nicht, auch wenn sich jetzt für den 23.08 sogar ein Kinostart in Deutschland ergeben hat.

Dabei muss man jedoch sagen, was das Erlebnis „The Witch Next Door“ im Vergleich zu üblichen Kandidaten hervorhebt. Blumhouse übersättigt seit langer Zeit den Horrormarkt in den Lichtspielhäusern und erzielt profitable Gewinne aus billig produzierten, aber hochwertig gefilmten Gruselfilmen die mit einer Mischung als Jumpscares und Klischees meist angepasst auf das PG-13 Publikum die gewohnte Klaviatur herunterspielen. Die Pierce Brüder haben sich bei ihrem Film jedoch für einen anderen Weg entschieden. Zu schade nur, dass sie ihre Marschroute auf ausgtrampelte Pfade der 80er Teeniewelle legen, die seit Strange Things ständig Aufhänger für Schreckensszenarien in amerikanischen Vorstädten wird.

Das soll jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass der Fokus hier Gott sei Dank nicht auf billigen Schockmomenten aus der Mottenkiste liegt. Klar, laute Töne gibt es hier vereinzelt auch, allerdings in einem erträglichen Umfang. Zusätzlich gibt es viele praktische und deftige Effekte die in ihren Höhepunkten mit großen Vorbildern des Body-Horrors mithalten können. Beginnen tut das Geschehen mit einer Rückblende und spitzt die Spannung ordentlich zu, bis es in einem Kellerraum ein erstes radikales Bild gibt. Dabei wird die Marschroute direkt vorgegeben, dass die Gewalt hier keine Kinder verschont. Mit diesem krachenden Opening beginnen leider auch schon die ersten Probleme, denn auch wenn die Inszenierung ein Mysterium aus der Figur der Hexe machen, wird sie leider viel zu früh gezeigt.

The Witch Next Door Review

Dabei beginnt die Invasion mit dem Hauptaugenmerk auf die Nachbarsfamilie unseres Protagonisten, wobei die Infiltration schleichend überkommt. Spannungsmomente kann The Witch Next Door vereinzelnd nämlich, wenn Hauptcharakter Ben nach merkwürdigen Geräuschen minutenlang durch das Haus schleicht und Mondlicht das auf Bäume trifft für beunruhigende Schatten in den Räumlichkeiten sorgt, entstehen dadurch nervenaufreibende Momente. Zu doof nur, dass sich neben dem infiltrierenden Horror auch noch eine Geschichte zwischen Jugendlichen existiert.

Bens Vater besitzt nämlich ein Bootsverleih und dort verdreht ihm die junge Angestellte Mallory ordentlich den Kopf. Die narrative Entwicklung driftet dann in das mit Disturbia bereits 2007 wiederbelebte Hitchcocksche „Rear Window“ Szenario ab. Mit Fernglas wird das Nachbarhaus inspiziert. So richtig in Fahrt kommt The Witch Next Door dann allerdings nicht mehr und das Gefilde entwickelt sich in ein übliches Stalking-Szenario durch übernatürliche Mächte wie wir sie seit Jahren serviert bekommen. Generell geht dem Film schon im Mittelteil die Luft aus.

Gegen Ende wird versucht mit einer Reihe von Twists nochmal Dynamik ins Geschehen zu pumpen, doch das misslingt völlig. Nicht nur weil diese Wendungen jegliche Logik entbehren, sondern The Witch Next Door vollends zur Durschnittsware verwandeln. Zum Schluss gibt eine Einstellung die uns so schon Minuten vorher dämmerte und damit verabschiedet sich der Film als äußerst inkohärentes Ereignis in den Abspann. Die Mischung aus Teenagerkomödie, Familiendrama und Horrorfilm geht da nicht mehr auf. Zumal dem Treiben der Witz fehlt, für Dramatik eine zu schlechte Charakterisierung vorliegt und der Horror neben kleinen Highlights auch nur Stangenware bleibt.

Ein Blick zuhause lohnt sich vielleicht für die teils drastischen Bilder, kleinere Spannungsmomente und tolle praktische Effekte, welche durch ein starkes Sounddesign verstärkt werden. Ansonsten reicht es die bessere filmischen Beispiele in den Player zu legen (Fright Night, Disturbia), die mit gleicher Prämisse von Hitchcock in modernerem Gewand deutlich besser und effektiver waren.

The Witch Next Door erscheint in Deutschland am 23.08.2020. Ein Home-Entertainment wird bereits auf Amazon Mitte Januar angekündigt.

The Witch Next Door DVD

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Koch Media

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