Es ist kein Geheimnis, dass wir keine Fans der Marvel-Unterhaltungsmaschine sind und uns der unmutig servierte Fanservice mitunter oftmals sauer aufstoßen lässt. Gelegentlich kommt es jedoch zu Überraschungen, denn auch Spiderman Homecoming, der eigentlich alle Zutaten hatte, dass ich ihn hätte hassen müssen, konnte mich mit seinem Charme für zwei Stunden aus dem Alltag entführen. Mit Taika Waititi hat Thor: Tag der Entscheidung einen ausgezeichneten Regisseur als Zugpferd abbekommen, der schon mit 5 Zimmer Küche Sarg einen Meilenstein des modernen Comedykinos abgeliefert hat. Und das sind perfekte Voraussetzungen.
Und sein Stil beeinflusst auch Thor: Tag der Entscheidung maßgebend. In Interviews sagte er noch, dass 80% der Dialoge aus reiner Improvisation entstanden sind. Ob das wirklich stimmt bleibt ein Mysterium, doch eine Sache ist unbestreitbar und die überträgt sich direkt auf uns. Jeder Darsteller hat einfach Bock auf diesen Film gehabt und spielt sich mit Freude und einem breiten Grinsen im Gesicht durch diese Verbeugung an den 80er Jahre Trash.
Und da braucht man kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn man sagt, dass Thor: Tag der Entscheidung Big Budget Trash ist, der den Charme von Flash Gordon direkt ins neue Jahrtausend transportieren möchte. In erster Hinsicht handelt es sich hier um ein Buddymovie, welches mit der Chemie zwischen Thor und Hulk spielt, mit Valkyrie eine starke Frauenrolle ins MCU integriert und den Bruderzwist mit Loki in einem anderen Licht darstellt. Doch trotz der Vielzahl an gelungenen Witzen, den gigantischen Bilderfluten und dem Mut, eine Geschichte so locker zu erzählen und in einem reizüberflutenden Gigantismus eskalieren zu lassen, traut sich Taika auch nicht aus der Schablone auszubrechen.
Mit Cate Blanchett wird erneut eine riesige Prominenz für einen blassen und uncharismatischen Antagonisten verfeuert, Charakterentscheidungen bleiben auf der Strecke und tatsächlich hätte man sich an wenigen Stellen etwas weniger Witz gewünscht. Thor: Tag der Entscheidung ist eine Achterbahnfahrt mit dem Herz am richtigen Fleck, der sich in seinen Bildern und seinem Tempo auch gut mit dem diesjährigen Blockbusterknaller King Arthur – Legend of the Sword vergleichen lässt. Lobend muss man jedoch erwähnen, dass der eingeschlagene Weg direkt mit dem ersten Trailer gezeigt wurde. Denn Thor ist einfach ehrlicher Humbug, der seine Bilder zelebriert, mit dem Zuschauer albert und den Marvel-Fans, wie könnte es anders sein, bei weitem nicht so gut gefällt wie ein nerviger Baby Baum mit galaktischer Killer-Truppe.
Und gerade weil er nicht direkt nach den ersten Vorführungen als „Best Marvelmovie so far“ deklariert wurde, macht ihn das sympathisch. Kurz: Eine Mordsgaudi. Taika Waititi vereint Impro-Comedy mit gewohntem Humor in einer reizüberfluteten Symphonie an den 80er Jahre Trash. Deswegen steht er auf einer Stufe mit dem hyperaktiven, wahnsinnigen und imens kinetischen King Arthur. Gerne mehr davon!
Erklärung zur Wertung: Da ich Guy Ritchies Film mit einer 7,5 bewertet habe und etwas besser finde als Thor: Tag der Entscheidung, habe ich mich auf den Mittelwert zwischen 7 und 7,5 geeinigt. Da wir nicht zwei Stellen nach dem Komma angeben möchten wurde auf ,3 aufgerundet.