Together

von Sean Theumer

Horrorsommer 2025, die Dritte. Mit Weapons und Bring her Back im Programm der diesjährigen Frights, war es klar, dass auch Together Teil werden muss, mit dem ihr die horrorlastigen Wochen des Sommers hättet starten können. Together ist einer dieser Filme, die auf den ersten Blick wie ein klassisches Beziehungsdrama wirken – und dann langsam, fast heimtückisch, ihre wahre Gestalt offenbaren. Gut natürlich schon in den Trailern angedeutet, aber Michael Shanks gelingt hier das Kunststück, zwei Genres, die selten elegant zusammenfinden, miteinander zu verweben: intimes Charakterkino und kompromisslosen Body-Horror, wenn auch weit weg von Genreperlen wie Die Fliege. Was als emotional zerrissene Paarstudie beginnt, endet in einem schmerzhaft physischen Albtraum, der unter die Haut geht – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie schon The Substance im letzten Jahr beweist auch Together, dass der Körperhorror längst nicht am Ende seiner Möglichkeiten angekommen ist. Hier geht es nicht um Schock um des Schocks willen, sondern um Transformation – psychisch wie physisch. Die Beziehung zweier Menschen, die sich langsam voneinander entfernen, wird zur Bühne einer unheimlichen, organischen Verschmelzung, in der Liebe, Abhängigkeit und Angst buchstäblich miteinander verwachsen. Shanks nutzt die Bedrohung als Metapher, aber er bleibt dabei stets konkret: Der Horror ist nicht bloß Sinnbild, sondern spürbar.

Was Together so besonders macht, ist seine Effizienz. Wo viele moderne Vertreter des sogenannten „Elevated Horrors“ dazu neigen, ihre Symbolik zu übererklären oder sich in bedeutungsschwangeren Pausen zu verlieren, bleibt Shanks’ Film erstaunlich direkt. Er vertraut seinen Bildern, seinen Effekten – und seinem Publikum. Das sorgt dafür, dass die Spannung nie abreißt, auch wenn sich die Geschichte zwischenzeitlich in ruhigeren Momenten entfaltet. Die Figuren wirken lebendig, verletzlich, echt – was den späteren körperlichen Verfall nur umso verstörender macht.

Dabei hat der Film auch Humor, und das nicht zu knapp. Zwischen den grotesken Metamorphosen und emotionalen Eskalationen blitzt immer wieder ein sehr schwarzer, fast makabrer Witz auf, der erstaunlich gut funktioniert. Dieser Humor wirkt nie fehl am Platz, sondern wie ein Ventil: ein kurzer Atemzug, bevor der nächste Schrecken einsetzt. Es ist diese Balance aus Bitterkeit und Bosheit, aus Nähe und Ekel, die Together so faszinierend macht. Und dann ist da natürlich der Horror selbst – handgemacht, detailverliebt, organisch. Die Effekte in Together gehören neben The Substance zum Beeindruckendsten, was das Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Hier wird nicht einfach mit CGI getrickst, sondern mit echten Materialien gearbeitet: Haut, Schleim, Bewegung, Verformung. Wenn Körper verschmelzen, wenn Grenzen zwischen Ich und Du, Mensch und Ding verschwimmen, wird der Film fast poetisch in seiner Hässlichkeit.

Das Finale schließlich ist ein Volltreffer. Intensiv, grotesk, aber auch tragisch schön. Shanks schafft es, das emotionale Fundament seines Films nicht zu vergessen, selbst wenn das Geschehen längst ins Absurde kippt. Wo andere Body-Horror-Filme in reiner Eskalation enden, findet Together zu einem Schlusspunkt, der gleichermaßen verstört und berührt, mit einem Endbild das brachialst komisch ist und den Film perfekt abschließt. Am Ende steht ein Film, der mutig genug ist, eklig zu sein, ohne den Kopf zu verlieren. Together ist kein Film für schwache Nerven, aber einer, der zeigt, dass Body-Horror mehr kann als abstoßen – er kann fühlen, schmerzen, lieben. Und genau das macht ihn so stark.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Leonine

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