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Triple 9

von Victor

Mat Cook hatte zuvor erst beim Veteranen-Dokumentarfilm „Swim“ Regie geführt und das Drehbuch zum Kurzfilm „The River“ verfasst, bis schon seine zweite Autorenarbeit, das Spec-Skript zu „Triple 9“, von Produzenten optioniert wurde, die Runde in Hollywood machte und es dieses Jahr endlich auf die große Leinwand schaffte. John Hillcoat („The Road“) bringt uns damit einen überaus genießbaren Gangster-Cop-Thriller.

Welcher merklich nach Vorfahren wie „Heat“ gestrickt wurde. Die verwobene und ausladende Erzählung um korrupte Cops in Atlanta, die Überfälle für die russisch-jüdische Mafia ausführen und die gleichzeitig laufenden Ermittlungen generiert ein stattliches Figurenensemble, das vom namhaften und gut aufspielenden Cast getragen wird. Casey Affleck und Chiwetel Ejiofor empfehlen sich für vielversprechende Karrieren, Aaron Paul überrascht als abgefuckter Ex-Polizist mit physischem Einsatz. In weiteren Nebenrollen sind Gal Gadot, Woody Harrelson und Kate Winslet – als kaltblütige „Godmother“; diese Frau altert sowieso wie Wein – zu sehen.

Dass sich solche schauspielerische Hochkaräter für „Triple 9“ gewinnen ließen, lässt hoffen. „Triple 9“ ist mal keine Verfilmung irgendeiner Vorlage oder Teil eines Franchises. Hillcoat verknüpft die geborgten Plot-Versatzstücke geradlinig und wirkungsvoll. Auch der Score, dessen pulsierender Klangteppich die Überfälle und Polizeieinsätze unterlegt, ist nichts wirklich neues, aber gleichwohl effektiv.

Jede Figur ist die Summe seiner Opportunismen. Privatleben und Entwicklung gibt es so gut wie nicht – wären bei diesem Umfang auch deplatziert. Kompromisslos und desillusioniert vegetiert ein Polizeiapparat, der verfallen ist und vorwiegend mit sich selbst zu kämpfen hat. Atlanta ist in „Triple 9“ eine Stadt ohne Profil. Unter dem Auge der Kamera offenbart die repräsentative Skyline nachts die heruntergewirtschafteten Schauplätze der Unterwelt. Warmes, künstliches Licht und kräftige Rottöne sind das gestalterische Leitmotiv, wenn Hillcoat seine Heist-Truppe begleitet. Parallelmilieus des amerikanischen Latino-Prekariats sind authentisch und kohärent eingefangen.

Der Qualität, die „Sicario“ letztes Jahr erreichte, kann „Triple 9“ nicht entsprechen. Auch die Ausgewogenheit des großen Vorbilds Michael Mann muss ein Wunsch bleiben. Wer den Film als stilisiertes Milieudrama begreift, erhält aber einen intensiven und gewalthaltigen Genrevertreter, der sogar eine Dosis Kritik an verfehlter Integrationspolitik einbringt.

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Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Universum Film

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