90s-Star Kevin Smith teilte einst eine neue Filmidee in seinem Podcast. Im Zuge dessen forderte er seine Twitter-Follower zu einer Abstimmung auf, in dem sie über die Umsetzung jener Filmidee entscheiden sollen. Das Ergebnis war eindeutig und herausgekommen ist Tusk, eine Body-Horror-Komödie mit Justin Long in der Hauptrolle.
Podcaster Wallace Bryton (Justin Long) sucht für seine Show aufregende, aber vor allem ausgefallene Persönlichkeiten, um ebenso deren Geschichten zu teilen, als auch sich über sie lustig zu machen. Dabei stößt er auf den Weltreisenden Howard Howe (Michael Parks), der Wallace in seine prächtige Villa in Kanada einlädt. Schon bald wird Wallace klar, dass Howards Gastfreundschaft ein finsteres Geheimnis bürgt: Er will den jungen Podcaster mit chirurgischen Mittel in einen Walross transformieren.
Was nach einem vollkommen absurden Plot klingt, stellt sich als ein vollkommen absurder Film heraus. Dabei spart Smith weder mit perversen Verwertungsmethoden amputierter Körperteile, noch mit dumpf-platten Humoreinlagen. Die Kunst des Filmes ist es wiederum diese zwei weit entwerten Pole in einem stimmigen Tonus zu vereinen. Und so viel kann ich vorwegnehmen: Dies gelingt Smith, zumindest größtenteils. Diese Leistung ist jedoch klar dem Drehbuch und der Regie zuzuweisen, denn schauspielerisch ist der Horror-Komödie, bis auf Michael Parks anschaulicher Performance, kein erwähnenswerter Erfolg geglückt. Stattdessen ist vieles zu gewollt überzeichnet und damit erzwingt sich damit den ersehnten B-Movie-Stempel. Allen voran Justin Long fällt unangenehm auf, währenddessen Johnny Depp in seiner versteckten Nebenrolle (im Abspann als Guy Lapointe aufgelistet) eine Art Freifahrtschein der Dämlichkeit genießt.
Formal erinnert Smiths Storygerüst sehr an Alfred Hitchcocks Psycho, während der Horror stark an The Human Centipede erinnert. Doch bei all den einzigartigen Body-Horror-Einfällen, entpuppt sich im letzten Drittel eine gewisse Einfallslosigkeit. Zwar wird die Story konsequent fortgesetzt, doch scheint dem ganzen eine bösartige Größe, ein zynischer Kommentar oder irgendetwas dieser Art zu fehlen. Tierschützer und Vegetarier haben sicherlich einige Anhaltspunkte, die sie als Mehrwert innerhalb Smiths Film betrachten können. Aber kein erzählerisch wirkt doch alles weitaus flacher, als es der Anschein erweckt. Das mag ebenso an dem ernüchternden Finale liegen, dem die ein oder andere kreative bzw. qualitative Wendung gefehlt hat. Nichtdestotrotz hat Tusk seine zahlreichen, aufblühenden Momente, die die erste Stunde des Filmes zu einer idealen komödiantischen Horrorunterhaltung formen.
Empfehlenswert für Halloween, weil Tusk mit seinen verstörenden Body-Horror-Ideen, gepaart mit seinem Slapstick-Humor ein klarer Stimmungsmacher ist. Das Finale schwächt zwar mit seinen ernüchternden Ideen etwas ab, doch sollte Johnny Depps Auftritt als alkoholisierter franko-kanadischer Privatermittler keinesfalls verpasst werden.
Drehbuch & Regie: Kevin Smith
Produktion: William D. Johnson, Sam Englebardt, Shannon McIntosh, David Greathouse
Darsteller: Justin Long, Michael Parks, Haley Joel Osment, Genesis Rodriguez, Johnny Depp
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 101 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 2014
Budget: 3 Mio. USD
Box Office: 1,9 Mio. USD
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Sony Pictures.