Steven Spielberg-Retrospektive #4
Spielberg nutzt seine enorme Erfolgswelle, die er mit Der weiße Hai erzeugt hat, und verfilmt ein Thema, für dass er sich schon vor Duell brennend interessiert hat: Die Kontaktaufnahme zu außerirdischen Leben. In den Hauptrollen sind Richard Dreyfuss und Star-Regisseur François Truffaut zu sehen.
Im zarten Alter von 20 Jahren inszenierte Spielberg seinen ersten Spielfilm mit eigenen Mitteln. In diesem Film, namens Firelight, geht es um das Verschwinden von Menschen und Tieren, wie auch den Sichtungen von UFOs. Mittlerweile ist von seinem Independentfilm das meiste Filmmaterial verschollen, doch Spielberg schrieb über zehn Jahre später erneut ein Drehbuch über dasselbe Thema. Bekanntlich ist Spielberg nicht bekannt als Autorenfilmer, womit ein eigenhändiges Drehbuch in seiner Vita eine absolute Ausnahme bildet. Und da Der weiße Hai der bis dato erfolgreichste Film aller Zeiten wurde, nahm der Regisseur seine Chance wahr und inszenierte sein Herzensprojekt erneut (mit abgeänderten Handlungsentwicklungen und neuen Charakteren).
Wie so typisch für Spielberg-Filme sucht der Film die Perspektive des „kleinen Mannes“, der die außergewöhnlichen Geschehnisse aus bürgerlicher Sicht erfährt. Diese Position nimmt Richard Dreyfuss ein, der bereits bei Der weiße Hai ein Sympathieträger war. Ihm gegenüber steht die wissenschaftliche und staatliche Perspektive, deren Gesicht das von François Truffaut trägt – ebenfalls mit Sympathie inszeniert. Da der Film somit auf einen Antagonisten verzichtet, ist es die pure Neugierde, die die Handlung antreibt. Das macht den als Familienfilm konzipierten Sci-Fi durchgehen unterhaltsam, ohne dass es zu überflüssigen Längen kommt. Aus heutiger Sicht ist es umso beachtlicher, da der Film für keinerlei große Überraschungen sorgt, nachdem viele seiner Szenen und Elemente großen Einfluss auf darauffolgende Science-Fiction-Filme hatten und immer noch haben.
Schon beinahe unausweichlich ist der zunehmende Kitsch, der besonders in seinem Finale den Höhepunkt erlangt. Wenn es nicht schon damals belustigend war, sind die Darstellungen der Außerirdischen spätestens heutzutage nicht mehr ernstzunehmend. Ebenso gibt es zahlreiche Sequenzen davor, die den naiven Charme der Siebzigerjahre widerspiegeln, zum Beispiel wenn die UFOs quer über den Planeten fliegen und dabei größtenteils innerhalb der Fahrbahnen vom Highway bleiben. Darüber hinaus hat der Film neben seiner pazifistischen Attitüde keinerlei Mehrwert zu bieten. Die Unterhaltung ist seicht und massentauglich, charakterliche Defizite und nachhaltige Schäden innerhalb der betroffenen Familien werden gekonnt verdrängt. Stattdessen nutzt Spielberg seine Geschichte als große Show und betrachtet die Leinwand als eine Bühne, die im Finale mit beeindruckenden Lichtern spielt. Das wiederholte Öffnen und Schließen des Raumschiffes erinnert dabei an einen Vorhang, der bei erneuter Bewegung einen noch größeren Act versprechen möchte. Das ist pures Popcornkino auf reiner Unterhaltungsbasis mit handwerklichem Niveau.
Unheimliche Begegnung mit der dritten Art ist Spielbergs Fortsetzung seines Blockbuster-Runs. Seine durchgehende, oberflächliche Unterhaltung unterfüttert er mit verspielten Lichteffekten und sympathischen Charakteren. Falls jemand mit der Auswahl der drei Schnittfassungen überfordert ist: Wir können getrost die originale Kinofassung empfehlen.
Drehbuch & Regie: Steven Spielberg
Produktion: Julia Phillips, Michael Phillips
Darsteller: Richard Dreyfuss, François Truffaut, Teri Garr, Melinda Dillon
Altersfreigabe: ab 12
Laufzeit: 134 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1977
Budget: 19,4 Mio. USD
Box Office: 306,1 Mio. USD
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Sony Pictures.