Wie jedes Jahr in den Frights, gibt es natürlich auch diesmal den neuesten Ableger der Wahnwitzen Episodenfilm-Reihe. Wie kann es eigentlich acht Filme im V/H/S Franchise gebraucht haben, bis wir endlich eine Anthology bekommen haben, die ausschließlich am Tag des Schreckens spielt. Bedenkt man, dass die Reihe uns sogar bereits ins Weltall brachte, liegt Halloween dann doch näher für eine Reihe die als Showcase von kreativen Kurzfilmen bekannter und aufstrebender Regisseur*innen dient. Doch V/H/S Halloween bietet damit eine absolute Neuheit im Franchise und lässt einen Gedanken aufkeimen: Von mir aus können sie, wenn es bei dieser Qualität bleibt, jedes Jahr einen neuen Teil veröffentlichen.
V/H/S Halloween ist nämlich durch die Bank von so einem irren Tempo und witzigen Ideen geprägt, dass sich erstmals nicht eine einzige Filler-Episode finden lässt und selbst die Wrap-Around-Story in ihrer Simplizität zur Stimmung passt. Dort testen Probanden immer nur eine neue Brause und kommen auf brutalste Art und Weise ums Leben. Und genau in diesem Stil geht es 115 Minuten zur Sache. In den nachfolgenden kleinen Absätzen geht es kurz und knackig um die einzelnen Episoden, die sich in V/H/S finden lassen.
Coochie Coochie Coo: Zwei Studentinnen wollen ein letztes Mal auf Süßes oder Saures Tour gehen und treffen auf dem Weg eine Gruppe Jugendlicher, die ihnen sagt, dass die “Mommy” sie heimsuchen wird, da sie zu alt dafür sind. Sie entdecken ein abgelegenes Haus am Ende und beschließen auch dort zu klingeln. Ein fataler Fehler. Coochie Coochie Coo macht kein Geheimnis daraus, dass Barbarian ein großer Ideengeber war und vereint wohligen Ekel mit nervenzerfetzender Spannung. Auch wenn “Mommy” am gruseligsten ist, solang ihr Gesicht verdeckt ist schafft es Regisseurin Anna Zlokovic mit Unbehagen zu spielen und den Terror insbesondere in den ersten 10 Minuten aufrecht zu halten. Die Geschichte finden ein recht vorhersehbares Ende, dafür aber auch mit einer fiesen Note. Sehenswert!

Ut Supra Sic Infra: Paco Plaza ist zurück und serviert uns eine Geschichte über eine leerstehende Villa in Madrid, in der an Halloween ein Massaker an Jugendlichen stattfand, deren Augen entfernt wurden. Nachdem ein Psychiater und die Polizei meinen, der einzige Überlebende Enric, hat sich das alles nur vorgestellt, beschließen sie mit ihm zurück in die Villa zu fahren. Rein narrativ und in der Ausführung die schwächste Episode, aber auch die kurzweiligste. Die Geschichte ist relativ generisch, doch Genreexperte Plaza findet genug kreative Spielereien um die 15 Minuten im Fluge vergehen zu lassen. Das Finale ist herrlich fies und bietet einen kurzen knackigen Halloweenspin auf Geisterbeschwörung und einem übernatürlichen Medium.
Fun Size: Eine Gruppe Freunde geht auf Süßigkeitensuche, doch begeht den Fehler an einem Haus mehr als ein Stück zu nehmen und werden von der Schale verschlungen und finden sich in einem Lagerhaus wieder, in der eine mysteriöse Figur in Gestalt einer Bonbonverpackung wartet. Fun Size ist der Wendepunkt in V/H/S Halloween. Eine absolut irrsinnige Bad-Taste Party die weder vor brachialen Splattereinlagen oder kandierten Geschlechtsteilen zurückschreckt und extrem aufs Tempo drückt. Mit Fun Size gibt es zudem eine Antagonisten der ähnlich wie Sam in Trickr Treat Kultstatus unter Genrefans bekommen könnte. Eine wirklich spaßige Sause mit schönem Ausklang!
Kidprint: 1992 steht die Stadt Ardmore unter Schock. Kinder verschwinden und werden Tage später brutalst verstümmelt aufgefunden. Tim, der Betreiber des Videoladens, bietet Kidprints an um mit Videotapes zu helfen die Kinder zu identifizieren oder bei der Suche zu helfen. Doch eines Tages entdeckt er in seinem Laden etwas grausames. Und hier steht eine Triggerwarnung: Kidprint ist die heftigste Episode des gesamten Franchises und würde problemlos in die New French Extremity neben Martyrs Platz finden. Wie hier Gewalt und Depression inszeniert wird ist extrem nihilistisch und in seiner Konsequenz extrem niederschmetternd. Insbesondere die On-Screen Gewalt gegenüber Minderjährigen erschüttert und der Endsatz lässt fassungslos zurück. Wer darauf nicht vorbereitet ist sollte diese Episode skippen, verpasst aber auch eine starkes Stück Horrorthriller, das man sich bestimmt nur ein Mal angucken kann! Wirklich krass.

Home Haunt: Eine Familie verwandelt ihr Zuhause jedes Jahr in ein Haunted House für die Nachbarschaft. Der Sohn findet ein gruseliges Videotape und entscheidet es in seinem Elternhaus an Halloween abzuspielen, mit ungeahnten Folgen. Bühne frei für die wahrscheinlich besten praktischen Effekte der letzten Jahre. Was hier an sagenhaftem Gematsche aufgefahren wird, würde selbst Lamberto Bava stolz machen. Home Haunt ist absolute Partyeskalation und bietet alle 3 Minuten einen saftigen Mord oder zum Leben erweckte Requisiten und Monster, dass keine Zeit zum Verschnaufen bleibt. Mit knapp 20 Minuten Laufzeit und vielen frischen Ideen haben Micheline Pitt-Norman & R.H. Norman einen Funsplatter erschaffen, der hoffentlich die Beachtung findet die er verdient. Ein mehr als gelungener Abschluss.
Also bleibt nur zu sagen: wenn V/H/S Halloween seinen Weg nach Deutschland findet, sollten Genrefans nicht länge zögern. Die Mischung aus Traditionen, Bad Taste Splatter und nihilistischem Extremkino geht voll auf und bietet zwei Stunden Spaß und Terror. Mit der Warnung vor Kidprint, der heftigsten Episode des gesamten Franchises! Der beste Teil der V/H/S Reihe!


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