Über Wochen kribbelte es in meinen Fingern. Nicht nur, weil die 31 Days of Fright immer näher rückten und ich es kaum erwarten konnte, die Dürreperiode die diesen Filmblog heimgesucht hat endlich wieder beenden zu können, sondern auch über Weapons zu schreiben. Wenn dieses Jahr eine Sache in der Filmwelt gezeigt hat, dann dass das Horrorgenre das mit Abstand konstanteste in seiner Qualität im gesamten Jahr war.
Weapons zeigte uns insbesondere in seiner für heutige Verhältnisse ungewöhnlich effektiven Promophase, dass ein Mysterium wie es einst The Blair Witch Project war auch heute noch möglich ist. Über Monate durfte man bereits rätseln welche Richtung der Film einschlagen könnte, konnte die kleinen Fetzen der Trailer rauf und runter analysieren und wurde mit Aussagen seitens Zach Creggers “Weapons größter Einfluss war Paul Thomas Andersons Meisterwerk Magnolia” eigentlich nur noch heißer gemacht. Dass es für einen Film da noch schwieriger wird seinem Hype gerecht zu werden ist nur die Folge und doch zeigte Weapons eins:
Warner gab insgesamt rund 35 Millionen Dollar für die Rechte und Verfilmung aus, was selbst Jordan Peele wütend machte, der den Deal für sein Produktionsstudio Monkeypaw unbedingt klar machen wollte. Und wenn es im kontemporären Mainstream-Horrorkino einen Namen gibt, der Potenzial birgt, dann natürlich Zach Cregger. Sein fieser und effizienter Barbarian sorgte zurecht für Furore vor drei Jahren und Weapons setzt diesem absolut beeindruckenden Regiedebüt sogar nochmal die Krone auf. Eines Nachts verschwinden um 2:17 Uhr alle Kinder einer Klasse, mit Ausnahme eines Schülers, in der Dunkelheit und tauchen nicht wieder auf. Wo sind sie hin und was könnte die Klassenlehrerin damit zu tun haben?
Weapons ist meisterhaft konstruiertes und spannendes Horrorkino, dessen Episodenstruktur so fabelhaft in seiner Wirkung aufgeht, in dem man uns fünf Perspektiven der Geschichte gibt, bevor die finale Episode aus der Sicht des Kindes den Kreis perfekt schließt und ein Finale bietet, das in seiner kontrastierend humoristischen Note auch noch die beste Kombi aus drastischen Bildern und Gore bietet seit Tanz der Teufel 2. Natürlich ist es da schwer auf den Film einzugehen ohne direkt die Spannung vorweg zu nehmen aber so viel sei gesagt.

Weapons stützt sich nicht auf stupide Jump-Scares und lässt Bilder wirken oder Situationen sich minutenhaft aufbauen ohne sie mit einem Knall zu beenden. Natürlich, Jump-Scares gibt es hier vereinzelt auch, aber die sitzen richtig. Schon im Kino merkte man das entspannende Lachen über den eigenen Schock im Kino, doch die besten Momente in Weapons bieten ausschließlich Stille. Neben der ikonischen Antagonistin ist eine Szene nachts mit einer sich öffnenden Tür die mit Abstand nervenzerreißendste die ich seit langer Zeit im Kino gesehen habe. Und dass das Finale dann so eine absolute Gaudi ist macht einfach nur Spaß.
Besser war Horror in diesem und vergangenen Jahr selten und Weapons meistert in seinen 130 Minuten den Spagat aus episodisch erzähltem Drama, Mysterythriller und Horror mit Bravour. Und auch wenn sich Zach Cregger erstmal dem neuen Resident Evil Film widmet, bleibt es dort spannend abzuwarten, welchen Weg sein Karriereweg dann einschlägt. Ach und dass Weapons auch noch formidabel gespielt ist, sollte nicht unerwähnt gelassen werden, allen voran Amy Madigan als Tante Gladys.
Empfehlenswert für Halloween weil: diese wilde Mischung seinem Hype nicht nur gerecht wird, sondern auch noch übertrifft. Nervenzerreißend in den Momenten in denen er es sein muss, spannend in der Art und Weise wie das Rätsel nach und nach gelüftet wird und besonders gegen Ende auch noch zum Brüllen komisch. Klingt wild, ist es auch! Aber jeder der diesen Ritt im Kino verpasst hat, sollte es jetzt beim VoD und physischen Release sofort nachholen. Einen der besten Jump-Scares des Jahres gibt es als Bonus oben drauf.


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