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Widows

von Sean Theumer

Widows ist die Adaption einer TV-Serie vom Regisseur Steve McQueen. Dieser bewies mit Shame das Händchen für ein grandioses Drama und jongliert mit einem Staraufgebot, dass Widows theoretisch der Film des Jahres sein müsste. Und glaubt man diversen amerikanischen Kritiken, ist das auch der Fall. Der Metascore, Rotten Tomatoes und Oscar-Prognosen sprechen für sich. Dieser Film ist ein Hit. Nur ist das leider absolut falsch.

Wenn man eine TV Serie adaptiert, adaptiert man gleichzeitig eine Bullen-Laufzeit und versucht diese auf Spielfilmlänge zu komprimieren. Und dafür ist Widows ein absolutes Paradebeispiel, wie man es nicht macht. McQueen hat 130 Minuten und überhaupt kein Bock seine Hauptgeschichte zielgerichtet zu inszenieren. Sein Werk ist vollgepackt mit Subplots und Charakteren, für deren Entwicklung und Motivation keine Zeit ist. Da ist es durchaus schön Colin Farrell und Robert Duvall als Vater und Sohn in einer politischen Verwicklung zu haben, doch tragen diese nichts zum Flow der Geschichte bei.

Widows ist ein Film der Stagnation. Er fährt sich fest an Überlastung und hakt die Punkte, um die es im Heist Film ursprünglich geht, gleich einer Power Pont Präsentation im Fast Forward Modus ab. Dabei gibt es zwei konträre Hälften. Zu Beginn, welche die stärksten Minuten des Filmes bilden, wird das zärtliche Küssen von Viola Davis und Liam Neeson auf den Fortlauf des missglückten Überfalls geschnitten. Das passiert so mit jedem Paar, doch gibt das den einzigen Einblick auf deren Beziehung.

Und da kommt es zum verschwendeten Potenzial der Schauspieler. Viola Davis spielt sich die Seele aus dem Leib, Elisabeth Debicki ist großartig, aber bei allen verflossenen Tränen und Schluchzen kommt beim Zuschauer keinerlei Bindung oder Emotion zum Vorschein. An die Nieren geht Widows auch selten und wenn, nur dann wenn Daniel Kaluuya seine Präsenz auf der Leinwand hat. Denn der ist in seiner kompromisslosen Brutalität und Boshaftigkeit oscarwürdig, wenn er mehr als drei Szenen im Film bekommen hätte. Und Hans Zimmer hat den Soundtrack gemacht. Hans Zimmer. Dafür, dass die erste Stunde so gut wie ohne Musik auskommt und der restliche Score generisch klingt, kann man auch da von einer Enttäuschung sprechen.

Widows ist also ein überfrachtetes Drama/Thriller Mischmasch, der seine Darsteller verschenkt und keinerlei Intensität aufbaut, aufgrund sein verschwommenen Zielrichtung. Damit bietet er eine der größten Enttäuschungen des Jahres und es bleibt spannend für die kommende Preis-Saison. Doch lasst euch von dieser Review nicht beirren, denn zurzeit ist Widows auf Platz 10 von Robins Jahresbestenliste.

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