Inmitten der Achtzigerjahre war George A. Romeros Vermächtnis im Horrorgenre unwiderruflich in Stein gemeißelt. Seine zwei Filme Die Nacht der lebenden Toten und Dawn of the Dead avancierten zu Kultklassikern und ebneten allen darauffolgenden Zombiefilmen ihren Erfolg. Leider kam der dritte Film der Living Dead-Reihe, Zombie 2 – Das letzte Kapitel bzw. Day of the Dead etwas zu kurz dabei.
Die Apokalypse ist bereits vollzogen. Die Großstädte sind menschenleer – überall sind Zombies. Eine gemischte Gruppe aus Wissenschaftlern und Militärs haben sich in einem Bunker verschlossen, um die Untoten zu erforschen und mögliche Schwachstellen herauszufinden. Doch Konflikte zwischen den Überlebenden stehen im Raum und drohen zu eskalieren.
Vielleicht ist der Zombiehype zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung zu abgeebbt gewesen, als dass Zombie 2 einen ewig erfüllten Ruhm genießen durfte. Das kommt dem Film ganz und gar nicht gerecht, denn Romero ist mit seiner Zukunftsvision konsequenter denn je. Hoffnung gibt es kaum. Der letzte Zufluchtsort in der Umgebung, der militärische Bunker, fühlt sich wie ein Grab an, deren Todbringer entweder die Zombies oder die Eskalation der Menschen sein wird. Dafür hat Romero ungünstigerweise eine überambitionierte Frauenfigur erschaffen, ein moralischer Kompass des Zuschauers, der in seiner empanzipierten Darstellung brachial überspitzt ist. Alle Figuren erweisen sich als Menschen mit Schwächen, wohingegen die Wissenschaftlerin selbst für die Entlarvung jeder Fehler steht, komplexe Sachverhalte spontan hochanspruchsvoll analysiert hat und in Satzketten redet, die sich in acht weiteren Nebensätzen verliert. Ähnlich, wie der Satz gerade eben. Somit ist die erste Hälfte der Laufzeit eine eher belächelnde Darstellung seiner Charaktere, die viele, ungewollte Lacher und verzweifeltes Kopfschütteln beim Zuschauer resultieren.
Inmitten der ersten Hälfte sind jedoch bereits qualitative Hoffnungsschimmer zu entdecken – nämlich dann, aber auch nur dann, wenn keine Dialoge stattfinden. Dort ist schließlich die atmosphärische Dichte der Regie unausweichlich. Es ist geradezu erdrückend, wie pessimistisch und aussichtslos Romero die Grundstimmung inszeniert. Und wenn ab der zweiten Hälfte sogar vollends auf Dialoge verzichtet wird, entpuppt sich Zombie 2 als ein Meisterwerk seines Genres. Das ist vor allem den Künsten des Maskenbildners und Special Effects Supervisor Tom Savini zuzuschreiben. Mit seiner umfangreichen Liebe zum Detail hat er Bilder geschaffen, die noch heute an realistischer Grausamkeit und Explizität kaum zu übertreffen sind. Diese Effekte sind es, die sich mit Romeros Erzähldichte grandios ergänzen und ein Endzeitbild erschaffen, das heute noch funktioniert, begeistert und auf finsterste Weise abschreckt. Da macht es auch nichts aus, dass man sich klägliche Dialoge anhören musste oder in einem Abschlussbild mündet, das vor lauter Unglaubwürdigkeit und Logiklöchern nur so trieft.
Romeros dritter und letzter Part Zombie 2 mag für einen Dialog-empfindlichen Zuschauer zurecht unterschätzt werden, doch sollte darüber hinweggeschaut werden. Ansonsten wird ein atmosphärisches Regiewunder und ein Magnum Opus der Spezialeffekte verpasst, dass in dieser Form unersetzbar ist. Leider ist der Film noch heute indiziert und beschlagnahmt in Deutschland, wobei wir ausschließlich auf DVD- und Blu-Ray-Fassungen aus Österreich hinweisen.
Empfehlenswert für Halloween, weil Romeros atmosphärische Erzähldichte und Savinis Spezialeffekte heute noch einem Wunder gleichen. Wer glaubt, alles gesehen zu haben, sollte sich mit Day of the Dead eines besseren belehren.
Drehbuch & Regie: George A. Romero
Produktion: Richard P. Rubinstein
Darsteller: Lori Cardille, Terry Alexander, Joseph Piloato
Altersfreigabe: ungeprüft, indiziert & beschlagnahmt
Laufzeit: 102 Minuten
Verlöffentlichungsjahr: 1985
Budget: 3,5-4 Mio. USD
Box Office: 34 Mio. USD
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©XT Video.