Dreißig Jahre nach ihrem Serienerfolg und stolze sechs Dekaden nach ihrem Cartoon-Debüt durfte die makabere Familie Addamd unter der Regie vom späteren Men in Black-Macher Barry Sonnenfeld erstmals auf die große Leinwand. Mit dabei sind Anjelica Huston als Morticia Addams, sowie Christina Ricci als kleine Wednesday und Christopher Lloyd als verschollen geglaubter Onkel Fester.
Anhand des gesamten, detailverliebten Looks der Kinoadaption könnte man meinen, das kreative Team rund um Tim Burton hätte Hand angelegt. Dass das Remake ausgerechnet Anfang der Neunzigerjahre über die Leinwände schneit, hat sicherlich keinen allzu entfernten Grund von Tim Burtons Gothic-Erfolgen Beetlejuice aus dem Jahr 1988, Batman von 1989 und Edward mit den Scherenhänden von 1990. Somit mag die inszenatorische Anpassung an moderne Filmproduktionsstandards mit genug zeitgenössischen Refernezen ausgekommen sein. Doch selbstverständlich bieten die Serie und Comics selbst ausreichend Material, um eine ganze Welt fürs Kino erschaffen zu können. Allzu oft entfernt sich die Handlung des Filmes jedoch nicht vom Gelände des Addams-Anwesens, was keineswegs ein Hindernis darstellen soll.
Wer die Serie kennt, die zwischen 1964 und 1966 inmitten des US-amerikanischen Serienbooms produziert und veröffentlicht wurde, wird sich vor lauter Referenzen gar nicht sattsehen können. Sei es die Nachbildung brutaler Zugunfälle von Gomezs Modelleisenbahn, Morticias Stricktalent mit einem ergänzen Gliedmaß an einem Kleidungsstück, Wednesday Inszenierung gewalttätiger Tötungen gemeinsam mit ihrem Bruder oder Onkel Festers Liebe zu Sprengstoff – alles findet seinen Platz. Das ist amüsant, aber eben auch sehr gefällig und sehr absichernd gegenüber des offensichtlich dünnen und nicht genügenden Plots.
Ja, aus der Geschichte und allerersten Leinwandadaption hätte man weitaus mehr holen können anstatt der falschen Identität eines beliebten Charakters. Doch vielleicht lag darin das Ziel fürs Publikum; eingefleischten Fans daran zu erinnern, was anders ist und was ganz klassisch beim alten bleibt – original und unverfälscht. Das mag enttäuschen oder ausreichend zufriedenstellen. Nichtsdestotrotz ist der Film mit einer Bandbreite großartiger Gags und einer schaurig-schönen gotischen Optik beschmückt, von der man sich niemals satt sehen könnte. Außerdem ist der Cast eine vollkommene Wohlfahrt, der in großen Zügen aufblüht (oder verrottet, haha) und gänzlich überzeugt.
Empfehlenswert für Halloween, weil der gruftige Gothic-Look mitsamt seines makaberen Humors und den grandios-schrillen Figuren der ultimative Halloween-Film ist. So viel Liebe für Detail im Szenenbilder, bei der Maske, den Kostümen und der gesamten Ausstattung kann mir wertgeschätzt werden.
Regie: Barry Sonnenfeld
Drehbuch: Caroline Thompson, Larry Wilson
Produktion: Graham Place, Scott Rubin
Darsteller: Anjelica Huston, Raúl Juliá, Christopher Lloyd, Christina Ricci
Altersfreigabe: ab 12
Laufzeit: 99 Minuten
Verlöffentlichungsjahr: 1991
Budget: 30 Mio. USD
Box Office: 191,5 Mio. USD
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Paramount Pictures.