Army of Thieves ist seit dem 29.10 auf Netflix abrufbar.
Gerade mal ein halbes Jahr ist es her, dass Zack Snyder sein Mashup aus Heist Movie und Zombieaction auf Netflix losgelassen hat und schon steht das erste Spin-Off an. Erweitern soll sich das Universum übrigens auch weiterhin, denn eine animierte Serie und ein direktes Sequel sind außerdem schon angekündigt. Platz auf dem Regiestuhl durfte Matthias Schweighöfer nehmen, der in Army of the Dead den Fanliebling Dieter, einen ulkigen Safeknacker, spielte und dessen Schicksal damit eigentlich schon besiegelt ist.
Hier geht es um die Anfänge von Dieter, der eigentlich Sebastian heißt und ein einsamer Bankangestellter ist der hobbymäßig kleine Videos über die brisantesten Safes der Welt dreht bis ihn plötzlich ein Kommentar unter einem seiner Videos in eine alte Fabrikhalle führt. Dort nimmt er an einem Wettbewerb unter Safeknackern teil und erzielt damit Aufmerksamkeit bei der mysteriösen Gwendoline, die ihn rekrutiert. Gemeinsam mit einem Team wollen sie die Tetralogie der Tresore von Richard Wagner ausrauben.
Wer in Army of the Dead gut aufgepasst hat weiß, dass die Götterdämmerung, der vierte Tresor, in Las Vegas versteckt ist, weswegen sich Army of Thieves auf die ersten drei Tresore konzentriert. Dabei lässt Der Film die Epidemie außen vor und thematisiert den Ausbruch nur am Rande in Form von Nachrichtenbeiträgen. Army of Thieves ist also ein klassischer Heist Film, der mit gleich 3 Aufträgen recht üppig gefüllt ist. Dass Matthias Schweighöfer auf dem Regiestuhl sitzt ist dabei jedoch kein Qualitätsmerkmal, da eher die Stilistik von Zack Snyder präsent ist als irgendeine besondere DNA des Regisseurs. Was da folgendes bedeutet.
Army of Thieves sieht unverschämt gut aus und wirklich kreativ gefilmt. Neben etlichen Aufnahmen aus den inneren der Tresore die die Schließmechaniken ansprechend visualisieren, sind es besonders die First Person Aufnahmen, sowie die schwerelose dynamische Kamera in den Actionszenen. Action nimmt hier zwar nur einen begrenzten Stellenwert ein, doch gerade die Mittelsequenz in Prag bietet eine wirklich tolle Passage mitsamt blutiger Action und einer rasanten Verfolgungsjagd. Da ist es eigentlich klar, dass das Finale dagegen nur absinken kann.
Und genau das passiert hier leider auch. Nachdem sich der erste Job noch humoristisch mit dem Narrationsstil des Verbrechens auseinandersetzt und etwas zu offensichtlich versucht altbekanntes neu aufzuwärmen, ist es der zweite Tresor der mit gut 20 Minuten echt dufte inszeniert ist. Das Finale ist hingegen recht klischeehaft und monoton umgesetzt, in dem auch noch eine hölzern aufgebaute Liebesbeziehung einen dramatischen Impact auslösen soll. Das ist gelinde gesagt äußerst misslungen. Zum einen weil Schweighöfer und Nathalie Emmanuel keine Chemie haben, aber auch weil sich die Gefühle der beiden in schmalzigen Minisequenzen ergeben soll.
Generell leidet Der Film etwas unter seinen Stereotypen. Das Team besteht aus einem stählernen Alphamann, einer Hackerin und einem Fahrer, die allesamt nur im Hintergrund bleiben und mitunter auch blass dargestellt werden. Generell ist das Problem, dass Army of Thieves eigentlich äußerst viel Aktion bietet für 129 Minuten, doch sich problemlos 20 Minuten kürzen lassen. Aber gut das sind die typischen Merkmale für Zack Snyder Produktionen. Ob es das alles gebraucht hätte ist fraglich, auch wenn Matthias Schweighöfer viel Spaß macht.
Als Samstagabendfilm sei Army of Thieves denen empfohlen, die auch mit Army of the Dead ihren Spaß hatten. Wer dem Style over Substance nichts abgewinnen kann und viel Wert auf Charakterentwicklung legt, sollte einen ganz ganz großen Bogen machen. Das ist bewusst drüber und wirklich toll gefilmt aber in seiner Umsetzung dann doch viel zu generisch als einen wirklich Stand Out zu haben. Aber eines muss man dem Film zu gute halten: Die Bilder sind mit maximaler Tiefenschärfe gefilmt.
Regie: Matthias Schweighöfer
Drehbuch: Zack Snyder, Shay Hatten
Darsteller: Matthias Schweighöfer, Nathalie Emmanuel, Ruby O. Fee, Stuart Martin, Guz Khan
Score Composer: Steve Mazzaro, Hans Zimmer
Cinematographer: Bernhard Jasper
Altersfreigabe: 12
Lauflänge: 129 Minuten
Erscheinungsjahr: 2021
Budget: Unbekannt
Die Bildrechte obliegen ©Netflix