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Barbie

von Sean Theumer

Vorab: Es ist unfassbar schwer einen Text zu Greta Gerwigs Barbie zu schreiben der niemandem den Spaß raubt, kaum etwas über die Geschichte verrät und generell niemanden irgendwie auf die Füße tritt. In die Tiefe zu gehen bei einer kurzen Review ist daher unmöglich, weswegen dieser Text zu Barbie thematisch recht oberflächlich bleibt. Dass die Trailer nur einen Bruchteil der Vision verraten, sollte klar sein, hat man doch mit Gerwig eine talentierte Regisseurin gefunden die sich bewusst mit relevanten gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt. Vorweg: Wir brauchen eindeutig mehr Liebe auf der Welt. 

Überall wo wir hingucken regiert Hass und Abneigung. Dass sich Barbie natürlich mit dem immer noch sträflich verschwiegenen Feminismus beschäftigt also keine Überraschung. War das zu erwarten bei einem Film über eine Puppe die über Jahre hinweg das Idealbild einer Frau bei kleinen Mädchen geprägt hat? Ja. Ist das manchmal zu dick aufgetragen? Ja. Aber mit einer subtilen Herangehensweise wird man keine Wirkung erzielen. Die Trailer spiegelten eine bunte komplett verrückte Welt wider und diese steckt hier auch drin. Wer sich aber komplett fallen lassen will, ist eindeutig falsch und das ist auch gut so. 

Denn diese Probleme müssen immer noch angesprochen und aufgezeigt werden, was Barbie in seinen Momenten mit der nötigen Sorgfalt einfängt. Es entsteht also ein perfektes Maß zwischen extremer Karikatur und einnehmender Message ohne dabei zu viel von einem zu sein (wenn auch immer knapp an der Grenze). Als würden Kinder im Spielzimmer Amok laufen. Referenzen an Matrix, eine Neuinterpretation vom legendären Anfang von 2001: Odyssee im Weltraum, Verweise auf etliche weitere Filme aus der Warner Bros. Produktionsschmiede sind da nur Bruchstücke, die sich finden lassen.

Wer das für eine müde Kopie hält wird weggefegt von Ryan Gosling der komplett in seiner Rolle aufgeht. Generell ist das Skript so stilsicher geschrieben, ehrlich witzig und mit einigen Überraschungen gespickt. Ausgewogen in den ruhigen Momenten, in denen Barbie das Tempo kurz drosselt, genau so überspitzt wie eine Nachmittagssession bei Kindern eben aussehen kann und wirklich wirklich witzig. Wo No Hard Feelings nur alte Vorbilder aufgewärmt hat haben wir hier wieder eine Multimillionen Komödie bei der der Regisseurin komplette Freiheit gelassen wurde. Sowohl von Warner als auch von Mattel, was ich in deftigen Spitzen gegen die eigene Corporate Identity richtet. Da sind Werbesprüche wie „Wenn ihr Barbie hasst, dann ist dieser Film für euch“ natürlich nur bewusste Provokation, aber hier ist für jeden was dabei.

Und wenn einem bei Sprüchen wie „Kens bekommen hier genau die gleichen Rechte und Positionen wie Frauen in der echten Welt“ nicht das Lachen im Halse stecken bleibt, der hat das Problem nicht verstanden. Barbie wird sein Publikum spalten, die Bubble die ohnehin gegen Progressivität ist verärgern und für die ganz Kleinen viel zu komplex und anspruchsvoll sein. Alle anderen werden mit den Schauspielern (allen voran Margot Robbie und Ryan Gosling) monströsen Spaß haben, laut lachen, vielleicht auch ein paar Tränen vergießen aber ganz sicher den größten Spaß des Sommers sehen.

Anmerkung: Aufgrund der großen Thematik und der vielen kleinen Dinge die nicht verraten werden können, könnt ihr ab dem 31.7 unseren neuen Podcast hören indem wir uns das Thema Barbenheimer ordentlich annehmen. Entweder hier auf der Seite oder überall wo es Podcasts gibt!

 

Barbie Poster

Regie: Greta Gerwig
Drehbuch: Greta Gerwig, Noah Baumbach
Darsteller: Margot Robbie, Ryan Gosling, Michael Cera, Will Ferrell, America Ferrera, Emma Mackey
Score Composer: Alexandre Deplat
Cinematographer: Rodrigo Prieto 
Altersfreigabe: 6
Lauflänge: 115 Minuten
Erscheinungsjahr: 2023
Budget: 145.000.000$

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Warner Bros.

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