Der Film
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Nachdem uns die Indonesier mit ihren Genrebeiträgen regelmäßig zeigen wie man Handkanten im Filmbusiness verteilt, möchte Erik Matti mit BuyBust nun eine Art philippinische Antwort darauf geben. Fans konnten sich den Actionfilm bereits auf dem Fantasy Filmfest ansehen. Neugierige haben nun die Qual der Wahl ob es eine DVD. Bluray oder doch ein schönes Mediabook zum Home Entertainment Release sein darf.
Wenn wir über das Actionkino sprechen, kommen wir einfach nicht um The Raid herum. Gareth Evans revolutionierte das Kampfkino auf höchst immersive Art und Weise und inszeniert mit der Fortsetzung The Raid 2 den wahrscheinlich größten Actionfilm unseres Jahrzehnts. Wenn auf Plakaten nun eine Referenz zu The Raid klebt, dann ruft dies natürlich sofort die Erinnerungen zurück, was die Erwartungshaltung nicht positiver ausfallen lässt. Man steht im Zwiespalt zwischen Betrachtung als eigenständiges Werk oder als objektiver direkter Vergleich zum „Vorbild“.
Das philippinische Kino kommt in Deutschland relativ selten an, weswegen die Art und Weise wie Film transportiert wird in europäischen und deutschen Köpfen weniger vorhanden ist. Glücklicherweise orientiert sich BuyBust dabei jedoch ganz klar am internationalen Markt. Storytechnisch verhält man sich gewohnt simpel. Eine Razzia in den Slums soll dafür sorgen, dass der berüchtigste Drogendealer der Stadt festgenommen wird, doch was einfach erscheint wird zur absoluten Hölle für das Einsatzkommando.
Dabei hätte es narrativ reduziert doch so schön sein können. Straight inszenierte Action, komprimiert auf 90 Minuten hätten ordentlich Feuer unterm Hintern gemacht. Doch BuyBust geht satte 130 Minuten. Und diese 40 Minuten Differenz sind spürbar. Denn so lange braucht Matti auch bis die Action überhaupt ins Rollen kommt. So lange hängen wir mit stereotypischen Charakteren ab, die ohnehin nur Kanonenfutter sind. Als Entschädigung ist jedoch die Zuspitzung des Konflikts eine inszenatorische Meisterleistung. Die Slums, dargestellt als unübersichtliches Labyrinth aus verworren Gängen, multiplizierten Wellblechhäusern und Schlamm, bilden die Ausweglosigkeit direkt visualiert unter leisem Score und prasselnden Regen.
Und diese Anspannung ist spürbar. Die Gewalt droht zu jeder Sekunde loszubrechen und alles lawinenartig zu verschlingen. Und wenn der Point of no Return eingetreten ist, bietet BuyBust ein Dauerfeuerwerk an Action. Dabei bildet er ein komplettes Pendant zu The Raid & Co. denn während dort die Kampfszenen wie artistisch durchchoreografiertes Ballett wirkten, geht es hier ruppig und roh einfach ums nackte Überleben. Doch Matti schafft es einfach nicht seinem Film den nötigen Druck zu verleihen, was sich leider in seiner Audiovisualität widerspiegelt. Es ist nicht übel zu nehmen, dass einige digitalen Effekte misslungen sind, denn nahezu alles ist handgemacht und kann sich sehen lassen.
Doch wenn die Schlag, Stech und Schussgeräusche wie billige kostenlose Downloadpakete einer Sound Database klingen und es ersichtlich ist wie Köpfe mehrere Zentimeter vor Balken, Wänden und Co. während eines Gefechts stoppen, dann vermiest das das Handwerk mit dilettantischer Note. Dafür ist auch der Schnitt viel zu unübersichtlich und wirkt im Gegensatz zu einer One-Take Actionszene, die es später im Film gibt, wie pure Faulheit vom Cutter. Stellen wir fest: BuyBust in ein durchwachsener Actionfilm.
Die pure Lust zur Arbeit mit praktischen Effekten wird durch doofes Sound-Design gekontert und bis die Fiesta erstmal in Gang kommt, vergeht einfach viel zu viel Zeit. Erik Matti hatte die Möglichkeit dem Genre neue Impulse zu verleihen und anspruchslose Actionfans werden, mit genug Sitzfleisch, sicherlich auch durchaus Spaß mit der Nummer haben. Aber gerade mit Vergleichen wie The Raid, The Night Comes For Us oder Lethal Warrior ist das einfach zu wenig.
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