Candyman

von Sean Theumer

Theoretisch wäre in wenigen Tagen das Remake von Candyman in den deutschen Kinos gestartet. Eine Besprechung dessen war ursprünglich fest geplant in den diesjährigen Frights, gerade weil wir auf die politische Stimmung des Filmes gespannt waren. Dank Pandemie wurde der Start um mehrere Monate verschoben, aber wir wollten den Titel nicht streichen. Nachdem ich das Original mit Tony Todd vor knapp zweieinhalb Jahren das letzte Mal gesehen habe, und dabei ein recht zwiespältigen Eindruck im Kopf hatte, ging die Disc also wieder in den Player. Und oh je lag ich falsch.

Nicht, dass ich teils gigantischen Jubelstürme nachvollziehen kann aber Candyman erweist sich als extrem ambivalenter und spannender Slasher, der seinen Mythos des Killers nutzt um dem Zuschauer eine Wertung zu hinterlassen. Dabei geht er den Weg der Folklore und lässt seine Protagonistin, eine Studentin die ihr Geld quasi nur durch die Betrachtung der Welt durch einen Spiegel ihrer Kamera verdient, trifft auf einen urbanen Mythos des Schlitzers, der erscheint nachdem man seinen Namen mehrfach vor einem Spiegel sagt.

Oberflächlich als Slasher inszeniert, beginnt Bernard Rose mit einer Eröffnungssequenz, die einer Oper gleicht. Der monumentale und orchestrale Soundtrack von Phillip Glass ertönt zum Vorspann und die Pre Credits rollen über die Leinwand bevor eine junge Frau sich traut den Namen des Candymans vor ihrem Badezimmerspiegel zu erwähnen. Danach brodelt die Spannung auf und die Szene endet mit einem äußerst effektiven Jump-Scare. Dazu sollte generell erwähnt werden, dass Candman ein Film ist, der den Namen Horror verdient hat. 

Er bietet Szenen die entweder schleichend aufgebaut werden oder nutzt den effektiven Knall sowohl im Sound-Design als auch mit eruptiver Gewalt während er Virginia Madsen durch en Leidensszenario schickt. Bei der Investigation der urbanen Legende wird sie mit Schrecken konfrontiert und wird des Mordes an einem kleinen Kind beschuldigt an den sie sich nicht erinnert werden kann. Ist sie so vernarrt in ihre Untersuchung, dass sie sich selbst darin verliert, ist die Konfrontation in einer Toilette mit einem gewöhnlichen Mann der wahre Hintergrund oder hat uns die Inszenierung mit Absicht durch den Beginn fehlgeleitet und es wartet nur ein Drama mit Thriller-Elementen auf uns?

Ganz gleich wie man es deuten mag. Candyman ist ein aufregender und spannender Ritt, der regelrecht mitreißt und durch furchteinflößende Bilder, einem beunruhigenden Score im Hintergrund und blutiger Gewalt im Kopf bleibt. Tony Todds Stimme allein reicht für Albträume. Als größter Pluspunkt stellt sich jedoch das Finale heraus. Eine griechischen Tragödie ähnelnd, findet das Geschehen sein Ende in einem Epilog, der so schnurstracks durchgezogen wird und das Statement lässt, dass auch die furchteinflößendste urbane Legende erscheinen muss, weil sie selbst Angst hat in Vergessenheit zu geraten während die Welt sich weiter dreht. Und das ist als Abschluss einfach nur ganz ganz große Klasse!

Empfehlenswert für Halloween weil: Candyman auch unter heutigen Standards noch immer furchteinflößend ist und mit seinen Jump-Scares harte Treffer landet. Dass sich die Geschichte auch noch für eine umfangreiche Gesprächsrunde danach eignet, sollte Anlass genug sein Bernard Rose Klassiker nochmal in den Player zu legen. 

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Regie: Bernard Rose 
Drehbuch: Bernard Rose
Darsteller: Virginia Madsen, Tony Todd, Xander Berkeley
Score Composer: Phillip Glass
Cinematographer: Anthony B. Richmond 
Altersfreigabe: 18
Lauflänge: 99 Minuten
Budget: 6.000.000$
Box-Office: 26.000.000$

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Turbine Medien 

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