Gestern startete die deutsche Komödie „Das perfekte Geheimnis“ in unserem Kinos. Das Remake des italienischen Hits „Perfetti Sconosciuti“ kommt mit einem regelrechten Besetzungswahn daher und präsentiert uns Wotan Wilke Möhring, Elyas M‘Barek, Caroline Herfuhrt, Florian David Fitz, Jessica Schwarz, Frederick Lau und Jella Hase unter einem Dach.
Vier alte Freundschaften treffen sich mit ihren Partnerinnen zu einem gemeinsamen Abendessen. Zu Beginn des Abends einigen sich alle auf ein Spiel: Alle legen ihre Handys offen auf den Tisch und müssen jede Nachricht laut vorlesen, sowie jeden Anruf auf Lautsprecher stellen, den sie während des Abends bekommen. Das Chaos ist vorprogrammiert.
Die Grundprämisse ähnelt schon beinahe einem Hitchcock. Und ebenso erzählt der Film auch seine Geschichte, als eine sich zuspitzende Offenbarung an Geheimnissen und Lügen. Dabei wirkt der hochkarätige Cast keineswegs aufgesetzt und als Mittel zum Zweck, sondern kommt überaus harmonisch und stimmungsvoll daher. Allgemein sieht man jedem einzelnen sehr gerne und höchst unterhaltend bei der Vertiefung seiner charakterlichen Abgründe zu. Doch der Spaß rückt nach und nach in den Hintergrund, weshalb der unwissende Zuschauer darauf vorbereitet sein sollte, keine reine Komödie sehen zu werden, sondern eine Abwärtsspirale, eine Tragödie.
Anders als in vielen anderen Komödien wirkt der Stimmungswandel nicht unpassend oder störend, sondern macht im Rahmen seiner Handlung durchaus Sinn. Außerdem schafft es Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin selbst in den ernsthaftesten Momenten auflockernde Gags zu platzieren, die überwiegend gut funktionieren. Zugegeben, wir haben das italienische Original nicht gesehen, weshalb wir nicht sagen können, welche Pointen möglicherweise explizit und eins-zu-eins kopiert wurden. Doch das sollte nicht das größte Problem des Filmes sein.
Die Kammerspiel-Komödie besitzt in an ganz anderen Ecken Baustellen, alles voran bei seiner übereuphorischen Dynamik. Diese ist, besonders aufgrund den wahnsinnig gewordenen Schnitttempos, oft ein großes Hindernis für die Räumlichkeit jedes Witzes. Bevor das Genuschelte (öfters auch „Gesprochene“) überhaupt verstanden werden kann, erhöht sich die Geschwindigkeit um ein weiteres und die Witze bleiben auf der Strecke liegen. Das ist zum Glück kein dauerhafter Normalzustand, doch kommt es oft genug vor, damit es ziemlich nervig sein kann. Ebenso negativ fällt der zwischenzeitige Kitsch im Film auf, der geradezu unangenehm und peinlich sein kann. Doch auch dieser ist nicht dauerhaft präsent, hingegen der Überkonstruktion an Problemen, die mit Glaubhaftigkeit aufgenommen werden sollen. Doch irgendwann ist jeder Anruf, der immer einen schwere Bedeutung und Konsequenz mit sich zieht, einfach zu gewollt und unglaubwürdig, an dessen Stelle weniger einseitig mehr gewesen wäre.
Wer berieselt werden möchte von einem gutgebauten Cast und (etwas zu) dynastischen Dialogen, der ist mit „Das perfekte Geheimnis“ bestens unterhalten. Eine große Schippe Bodenständigkeit hätte der Komödie mit Gewissheit gut getan. Würde sie sich dann noch mehr trauen und thematisch nicht so gefallenssüchtig und seicht sein, wäre es tatsächlich ein guter Film geworden.
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