Dokumentarfilmer Uli M Schueppel feierte gestern im Rahmen der 69. Berlinale die Weltpremiere seines Experimentalfilmes Der Atmen. Die im nächtlichen Schwarz-Weiß gedrehte Dokumentation ist Teil der Sektion Panorama.
In einzigartigen, körnigen 16mm-Bildern interviewt Schueppel im tiefsten Winter verschiedene Berliner Gestalten, deren Geschichten durch ihren „Winteratem“ verbunden sind. Über mehrere Minuten sind die Personen immer abwechselnd, aber nie wiederholend zu sehen und zu hören. Alle erzählen sie von einem bewegenden Ereignis in ihrem Leben, manchmal von schönen, doch überwiegend von schmerzlichen Schicksalsschlägen. Getragen werden diese unkommentierten Sequenzen von melancholischer Musik, die im Mix mit den wunderschönen Bildern geradezu surreal verschmelzen.
Schueppel scheint mit seinen Bildern die nötige Form gefunden zu haben, um die Geschichten der Personen nachempfinden zu können. All die Kälte und großstädtischen Schatten schaffen tatsächlich ihren Sprung von der Leinwand auf ihr Publikum, wenn auch auf sperrigste Art und Weise. Und an dieser Stelle finden sich bereist die ersten Risse in der recht interessanten Grundidee, denn neben der sperrigen Erzählart wird der Film besonders eins: Repetitiv.
Ja, viele Geschichten berühren auf Ihre ganz eigene Art, doch ist es definitiv zu viel verlangt, den kurzgedachten Ausgangspunkt über 90 Minuten hinweg zu strecken. Das mag für die Hälfte der Zeit seine Wirkung erzielen, doch ist alles darüber hinaus lediglich eine Qual und Selbstprüfung der selbstlosen Aufmerksamkeitsspanne. Dieser viel zu konsequente Stil bringt damit den Nachteil, dass die gleichermaßen berührenden Geschichten unter der Geduld des Zuschauers leiden. Und das mag sicherlich nicht die Absicht des Filmemachers gewesen zu sein.
Der Atem ist definitiv schwierig – und das gewollt. Nur leider ist die Grundidee, so wie sie letztlich auf der Leinwand zu sehen ist, nicht für eine abendfüllende Spielfilmlänge geeignet. Somit haben es selbst die grandiosen Bilder, der bewegende Score, wie auch die zutiefst menschlichen Erzählungen schwer, den Zuschauer bis zum Ende hin und darüber hinaus zu begeistern.
Alle Bildrechte obliegen Schueppel Films.