Exakt ein halbes Jahrhundert ist es her, dass William Friedkin mit „Der Exorzist“ die Welt in Schrecken versetzte mit einem Horrorfilm, der alles bisher dagewesene in den Schatten stellte, Besucher nachhaltig verstörte und ein Subgenre ergründete, das bis heute qualitativ nie an das Level herankam. Mit dem Erwerb der Rechte für 400 Millionen Dollar verkündete Blumhouse eine neue Trilogie zu machen. Von der Dumpfbacke die schon Halloween in die ewigen Jagdgründe verbannte.
Der Exorzist: Bekenntnis ist gelinde gesagt eine absolute Frechheit. Es tut uns leid, dass dieses Machwerk nun Einzug hält in unsere 31 Days of Fright, da es eigentlich um 31 Empfehlungen für Halloween gehen soll. Der Aktualität wegen ist es dennoch unausweichlich einen Text zu schreiben. Nehmt die von uns verschwendeten 111 Minuten Lebenszeit als Opfergabe. Und um die Katastrophe etwas geringer zu halten verlieren wir nicht zu viele Worte über David Gordon Greens nächste Bestattung.
Zu jeder Sekunde wird bemerkbar, dass wegen Produzenten noch Regisseur verstanden haben, was „Der Exorzist“ so gruselig und zeitlich unsterblich macht. Hier gibt es keinerlei emotionale Bindung zu den beiden Familien und allein, dass die einzige Neuerung nun zwei besessene Mädchen spricht für die Innovationen. Die gibt es nicht. Es wird versucht Motive zu kopieren, indem nun die Vision einer Dämonenfratze (bei der mir im Original immer wieder die Luft wegbleibt) einfach eine Kreatur mit langen Haaren ist die aufflackert, ikonische Szenen wie der Spiderwalk gibt es aber nicht.
Visuell versucht man gezielt den Look und Feel der 70er zu rekonstruieren, doch verrennt sich im Schnitt in belanglosen Shots mit einem Color Grading, das nach TV-Episode schreit. Im Editing scheint auch eine ganze Menge Potenzial liegen geblieben zu sein. Immer wieder gibt es für den Bruchteil einer Sekunde Einstellungen die für die Handlung keinerlei Bedeutung haben, aber eine komplett düstere Vision anteasern. Im Film ist davon nichts mehr übrig geblieben.
Hier und da etwas Geisterbahn-Budenzauber mit Jumpscares, ein paar kleine Fleischwunden und Spannungsszenen die nicht fruchten. Der Finalakt bzw. das worum es geht, der Exorzismus an sich, fällt dann überraschend unspektakulär aus. Eine Menschengruppe versammelt sich für einen gemeinsamen Exorzismus nachdem sie in einer Kirche einen Assemble Shot wie aus einem Marvel-Film hatten und brüllen religiöse Parolen durch den Raum, während das Ende noch mit Twists und emotionalen Schlägen versucht irgendwas aus dem Zuschauer zu bekommen.
Funktioniert aber leider nicht, die Charaktere sind blasse Hüllen, das zweite Mädchen hat nicht mal einen Nachnamen oder eine Vorgeschichte. Darstellerisch ist das schon ok, das Make-Up in seinen Effektszenen auch. Aber das Franchise jetzt in abgestandene Legacy-Pfade zu reiten ist eine Frechheit. Ellen Burstyn so zu verramschen ist eine Seite der Medaille, was vor dem Abspann als Fortsetzung angekündigt wird hingegen absolut bodenlos. Passt in seiner Scheißigkeit aber hervorragend zum Rest des Filmes. Also bitte bitte bitte nicht ins Kino! Dafür bekennen wir uns nicht schuldig.
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