Vamp

31 Days of Fright – Tag 6

von Robin Längert

Viele Filmemacher hatten einen ungewöhnlichen Karrierestart. Gleiches kann wohl über Richard Wenk gesagt werden, der nach seinem Vampir-Debütkurzfilm Dracula Bites the Big Apple den Vampir-Debütspielfilm Vamp co-geschrieben und inszeniert hat. Drei Jahrzehnte später schrieb er die Drehbücher zu der Equalizer-Trilogie, sowie die Skripte von The Mechanic, Jack Reacher: Kein Weg zurück und Antoine Fuquas Die glorreichen Sieben-Remake.

Die Collegestudenten Keith, AJ und Duncan sind auf der Suche nach einer Stripperin, mit der sie sich in eine Bruderschaft kaufen können. Ihr Weg führt sie in einen lynchesken Stripclub, der bedauerlicherweise von Vampiren geführt wird. Ihr Chef: Der Übervampir Katrina (Grace Jones).

Als allererstes muss der elephant in the room angesprochen werden: Ja, die Horror-Komödie fühlt sich tatsächlich wie die absolute Inspirationsquelle für Quentin Tarantinos Drehbuch zu From Dusk Till Dawn an. Nicht nur die Hauptlocation und das vampiröse Stripper-Personal trägt dazu bei. Ebenso sind es die Masken der Vampire, die mit ihrer monströsen Werwolf-Manier unweigerlich an den Titty Twister erinnern, welcher wohlbemerkt erst zehn Jahre nach Vamp die Oberfläche der Kinoleinwände erblickte. Dass es sich bei From Dusk Till Dawn um den zweifelsohne besseren Film handelt, steht ganz klar außer Frage.

Direkt zu Beginn des Filmes entlarvt sich eine fantastisch assoziale Attitüde, die einen zündenden Partyfilm verspricht. Somit hält die Prämisse auch ihr versprechen und serviert pubertierten College-Humor mit ausufernden Strip-Einlagen und handwerklich sauberen Splatter. Das hält sich außerordentlich gut für unterhaltsame 40 Minuten. Doch dann beginnt die zweite Hälfte des Filmes. Und diese hat eindeutig ihre Schwächen.

Die Stripclub-Prämisse ist schnell auserzählt. Übrig bleibt dem Zuschauer für die zweite Spielfilmhälfte eine anarchische Flucht durch die Gänge des Stripclubs, die menschenleeren Straßen der Kleinstadt und das stillgelegte Kanalisationssystem. Dabei versucht sich der Film mit greller Grün-Rot-Beleuchtung und dauernden Dutch Angle Shots zu retten, ohne dabei eine glaubwürde Art von Thrill oder punktende Gags zu etablieren. Stattdessen wird ernüchternde Unterhaltung geliefert, die wiederholt in „biss-“ und ideenlose Szenarien ausläuft. Übrig bleibt am Ende eine hirnrissig-spaßige erste Hälfte und die eindringliche physische Präsenz von Grace Jones, die leider keinen einzigen Dialogfetzen bekommen hat. Eine klar verpasste Chance für eine so fantastische Besetzung.

Empfehlenswert für Halloween, weil Richard Wenks Horror-Komödie besonders in seinen ersten 40 Minuten unfassbar lächerlich und unnötig assozial ist. Vielleicht ist die zweite Hälfte des Filmes für notlösende Trinkspiele geeignet, um die Stimmung während seiner Leerstellen anhalten zu können. Als Halloween-Partyfilm eignet er sich trotz alledem sehr! Die Uncut-Version ist als VOD beim deutschen Amazon Video zu finden.

Regie: Richard Wenk
Drehbuch: Richard Wenk & Donald P. Borchers
Produktion: Donald P. Borchers
Darsteller: Chris Makepeace, Sandy Baron, Robert Rusler, Grace Jones
Bildgestaltender Kameramann: Elliot Davis, Douglas F. O’Neons
Komponist: Jonathan Elias
Altersfreigabe: ab 18
Laufzeit: 94 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1986
Budget: 3,3 Mio. USD
Box Office: 4,9 Mio. USD

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©ELEA-Media.

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