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Die Rache der Kannibalen

von Robin Längert

Die Frights stehen eigentlich für eine gepflegte Auswahl an Filme für die Nacht des Grauens. Dabei steht üblicherweise Qualität an vorderster Front. Nichtsdestotrotz darf sich auch mal an einige Schundfilme getraut werden – nämlich Filme solch einer niedrigen Qualität, dass sie unter besonderen Um- oder Zuständen einen überraschenden Mehrwert haben können. Zu solch seltenen Exemplaren gehört Die Rache der Kannibalen von 1981.

Wer sich unseren letztjährigen Text zu Nackt und zerfleicht durchgelesen hat, kennt das Prinzip der Mondo-Kannibalenfilme (wenn der/die jenige sie nicht schon vorher kannte). Demselben Grundgerüst folgt der bis heute beschlagnahmte B-Movie, der stolz mit seinem Verbot in über 30 Ländern prahlt. In diesem geht es wiederholt um eine Gruppe junger Forscher, die sich in der Natur Südamerikas herumtreiben um fremde Kulturen und Zivilisationen zu entdecken. Dabei stoßen sie auf ein indiges Volk, welches von skrupellosen Weißen zuvor misshandelt wurde. Nun sehnen sich die Gepeinigten nach Rache.

Eines muss von Beginn an festgehalten werden: Wer sich diesen Film anschaut, sollte nicht vor den Gewaltszenen Angst haben. Diese sind immerhin fiktiv. Leider beinhaltet der Film drastische und grausame Tötungsszenen an Tieren, die allesamt real sind. Schon bei Nackt und zerfleischt haben wir diese verachtende, schaulustige Machart nicht toleriert, denn sie wurden fahrlässig zwischen inszinierten Mordszenen untergejubelt. Das alleine war grenzüberschreitend. Die Rache der Kannibalen hingegen geht noch einige Schritte weiter und versucht nicht einmal das Morden an Tieren durch Ästhetik und Narration zu rechtfertigen, sondern nutzt diese dermaßen zusammenhangslos, dass sie am Ende nur noch als willkürliche Tier-Snuffclips erscheinen. Doch versuchen wir diese unkonstruktiven Zwischensequenzen vom Rest des Filmes zu distanzieren.

Abseits von jenen realen Abscheuligkeiten, die ihren Weg in die finale Schnittfassung fanden, bietet der Film eine Menge an knallharten Horrorfilm-Trash an. Dazu zählen nicht nur einzigartige Dialoge über Kokain, sondern auch zum Trinkspiel animierende Repetitionen, wie z.B. der stetig vorkommende innere Monolog von einem der Studentinnen („Es gibt keinen Kannibalismus. Es gibt keinen Kannibalismus“). Und zu guter Letzt gibt es zur Überraschung aller eine Handvoll überzeugender Splattereffekte, die selbst nach knapp 40 Jahren ein kleines Zucken beim Zuschauer auslösen können. Das macht den Film nicht auf diese Art und Weise sehenswert, wie wir es sonst gerne bei den Frights hätten. Doch es wären auch nicht die Frights, wenn wir nicht wenigstens ein wenig Schund neben all den Horrorperlen platzieren.

Empfehlenswert für Halloween, weil sein reißerischer Stellenwert als ein „in 31 Ländern verbotener Film“ eine kleine Challenge darstellen kann. Sein bahnbrechendes Trash-Schauspiel und qualitativer Splatteranteil bietet immerhin einen netten Anlass für ein versoffenes oder verrauchtes Zusammentreffen mit den eigenen Horrorfilm-Buddies. Doch hier nochmal die Triggerwarnung: Die Tiersnuff-Sequenzen können allesamt geskipt werden.

Drehbuch & Regie: Umberto Lenzi
Produktion: Mino Loy, Luciano Martino
Darsteller: Giovanni Lombardo Radice, Lorraine De Selle, Robert Kerman
Altersfreigabe: ungeprüft und beschlagnahmt
Lauflänge: 93 Minuten
Budget: unbekannt
Box-Office: unbekannt

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Alemannia/Arabella Filmverleih GmbH.

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