Peninsula

von Sean Theumer

Bei den 31. Days of Fright gehen wir gelegentlich ein Risiko ein, indem wir aktuelle Erscheinungen in unseren Mottomonat mit einbeziehen. Über die Jahre kam es dabei schon zu Überraschungen im positiven Sinne, jedoch lässt es sich kaum vermeiden auch mal richtig tief in die Scheiße zu greifen. Peninsula wird als Sequel zu Train to Busan beworben und spielt im gleichen Universum. Selbst der gleiche Regisseur ist wieder am arbeiten und doch gibt es extreme Unterschiede zwischen beiden Filmen.

Train to Busan war ein rasanter und äußerst spannender Zombiethriller der sich mit einer wirklich gut harmonierenden Mischung aus Action, Drama und Horror auszeichnen konnte. Wie auf engstem Raum Spannungssequenzen inszeniert wurden, war relativ frisch im Jahr 2016 und sorgten weltweit für Furore. Selbst im letzten Akt der sich leicht im Kitsch verzettelte konnte Train to Busan nicht einstürzen, sondern blieb ein emotionales Werk, das mit einem Tränendrüsen-Finale funktionierte. Wer also Bock auf zwei höllisch intensive Stunden hat, sollte schleunigst Train to Busan gucken und das Geld für die Blu-ray ansparen, indem er Peninsula zu gut es geht im Kino meidet.

Denn Peninsula ist gelinde gesagt eine riesige Frechheit und dürfte sich zweifellos als hässlichster Film des Jahres auszeichnen dürfen. Man nehme die Versatzstücke aus allen Endzeitfilmen die jemals gedreht wurden und setzt digitale Zombies hinein und fertig ist das Produkt, welches nun als Fortsetzung in die Kinos kommt. Ein bisschen Mad Max, ein bisschen Doomsday und vor allem The Fast and The Furios beschreiben die bunte Suppe die uns hier vorgesetzt wird. Das kann wenn es vernünftig kopiert ist immer noch genug Potenzial bieten für rasante Action, aber sobald es mit jener losgeht möchte man in einem großen Strahl direkt auf die Leinwand kotzen. Es nicht keineswegs schlimm wenn die Ressourcen im Produktionsland keine State of the Art Effekte erlauben und man etwas offensichtlicher mit Spezialeffekten arbeitet, aber was Peninsula hier bietet ist eine komplett andere Hausnummer.

Das beginnt schon mit der Handlung die aus verschiedenen Einzelgeschichten zusammengewürfelt ist und mit der Perspektive ständig wechselt. Beginnen tut alles mit einem Extraktionsjob bei dem Geld aus einer Stadt gebracht werden muss. Bei dem Job gibt es allerdings ein Problem und innerhalb Sekunden flüchtet man vor blutgierigen Zombies. Und da wirkt es die erste Minute fast so als würde man an die Dynamik des Vorgängers herankommen. In Raserei stürzen sich Menschen mit schmuckem Make-Up über Autos, fallen vor Blutlust übereinander und bedrängen die Truppe so sehr, dass diese nur noch in Autos vor der Horde flüchten kann. Und da beginnt der wahre Horror. Habt ihr auf Playstation 2 mal Burnout gespielt? Falls ja erinnert euch an diese Zeit zurück, denn selbst die in die Jahre gekommene Pixelgrafik sieht tausend Mal besser aus als Peninsula.

Komplett animiert fahren die Autos durch die animierte Stadt und werden von animierten Zombies verfolgt, die sich über andere animierte Autos stürzen oder von animierten Häusern heruntergefallen und oder die animierten Menschen auf der Straße verfolgen. Und das wird in so einem extremen Überfluss gezeigt, dass es keinen Spaß mehr macht. Wie im Fast & Furious Franchise wird durch Gassen gedriftet bis plötzlich ein kleines Kind am Steuer sitzt und jeden DTM-Fahrer nackig machen würde. Und damit man noch zeigt, dass der Mensch in Ausnahmesituationen das größte Monster ist gibt es natürlich fiese Söldner die mit menschlichen Geiseln einen Gladiatorenkampf zur Belustigung machen. Wie innovativ ist das denn? Das führt dann immerhin zu einer kurzen Plansequenz die recht spaßig ist, aber wenn das der einzige Lichtblick in 116 Minuten ist läuft schon eine Menge schief.

Peninsula will so gerne in die großen Fußstapfen von Train to Busan treten, doch leider hat der Regisseur sein Handwerk komplett verlernt. Am Ende soll es wieder dramatische Wucht geben, doch diese funktioniert schlichtweg nicht, weil uns alle am Arsch vorbeigehen. Und da möchte man letztendlich kein Wort mehr verlieren. Nur so viel: Würde das Kino mit Blockbustern geflutet sein hätte kein einziger Mensch es in Erwägung gezogen einen bundesweiten Kinostart anzusetzen. Daher ist das Fright-Fazit zu Train to Busan.

Empfehlenswert für Halloween weil: Train to Busan eine Mischung aus rasantem Zombiefilm, Familiendrama und intensivem Kammerspiel ist, dass aufgrund seines irren Tempos keine Zeit zum Atmen bietet. Dank seiner Verwurzelung des Protagonisten zu seiner Tochter ergibt sich zudem ein dramatischer Aspekt der am Ende für einen großen effektiven Knall sorgt. Allein weil das funktioniert ist er besser als alles was das englischsprechende Ausland seit 28 Days Later auf die Beine gestellt hat.

Peninsula Poster

Regie: Sang-ho Yeon
Drehbuch: Sang-ho Yeon, Ryu Yong-jae
Darsteller: Dong-Won Gang, Jung-hyun Lee, Re Lee
Score Composer: Mowg
Cinematographer: Hyung-deok Lee
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 116 Minuten
Budget: Unbekannt
Box-Office: 36.000.000$

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Splendid Film

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