Michael Mann-Retrospektive #7
Jeffrey Wigand war Chemiker eines gigantischen Tabakkonzerns und weiß, dass „Brown & Williamson“, die Firma für die er tätig war, deren Zigaretten einer chemischen Manipulation unterzieht, um den Suchtfaktor bei den Konsumenten drastisch zu erhöhen. Wigand beschließt, dass er dieses Geheimnis nicht länger für sich behalten kann und wendet sich – ganz entgegen des Interesses seines ehemaligen Arbeitgebers – an die Öffentlichkeit. Doch das Unterfangen erweist sich als Mammutaufgabe, denn der Tabakkonzern scheut keine Methoden, seine Veröffentlichungen zu verhindern.
„The Insider“ aus dem Jahr 1999 beruht auf wahren Begebenheiten und thematisiert die Geschichte des Zigarettenskandals von 1993 um die Enthüllungen des oben genannten Jeffrey Wigands. Michael Mann griff diese Geschichte auf, addierte ein paar hollywoodtypische Facetten und Accessoires sowie den obligatorischen Texttafeln am Ende eines jeden auf wahren Ereignissen basierenden Filmes, und das Endprodukt ist dieser Film.
In „The Insider“ pariert Russell Crowe als Whistleblower Jeffrey Wigand und an seiner Seite der durch Al Pacino verkörperte Fernsehproduzent Lowell Bergman. Dem Duo ist schauspielerisch nichts vorzuwerfen, aber ebenso wenig hochlobenswert sind die Performances. Das ganze Schauspiel wirkt schablonenhaft, in etwa vergleichbar mit der Zeichnung von Charakteren im aus Politthrillern. Das Ganze ist nett anzusehen, mehr aber auch nicht. Der Academy hats scheinbar gefallen (Oscar-Nominierung für Russell Crowe).
Michael Mann erzählt „The Insider“ in einem unglaublich schleppenden Tempo und dehnt den Film, dessen Geschichte wunderbar in einen zweistündigen Streifen verpackt werden könnte, auf eine unnötige Länge von über zweieinhalb Stunden aus. Mann verzichtet auf eine spektakuläre Erzählweise, dreht das Spannungsrädchen über den Film verteilt nur auf ein Minimales an und verzichtet somit auch auf Action. Das lässt den Film zwar realistischer erscheinen, macht ihn aber tatsächlich nur noch einmal zäher anzuschauen. Das Enttäuschende daran ist, dass er dabei nicht einmal intensiver auf die Charaktere eingeht. Insbesondere Al Pacinos Figur bleibt trotz der Ausdehnung ungemein blass, während Russell Crowes Figur zumindest eine Zeichnung erfährt. Es hätte dennoch gut getan, wenn Crowe seine Miene mal verziehen und nicht durchgehend wie ein scheues, ängstliches Rehkitz dreinschauen würde.
„The Insider“ ist eines von Michael Manns schwächeren Werken, das trotz der Tatsache, dass es auf wahren Begebenheiten beruht und immer seine Aktualität beibehalten wird, ungemein wenig zu erzählen weiß. Da können auch die Texttafeln und deren Verdeutlichung, wie wichtig dieser Film ist, nichts mehr retten *hust*.