Und damit darf ich endlich meinen Einstand bei den diesjährigen 31 Days of Fright feiern. Ein Schauermonat der nun seit 7 Jahren Tradition bei uns ist und jedes Jahr eine Riesenfreude. Der Filmtipp heute lief vor kurzem noch im Kino und ist von einem der erfolgreichsten Horrorregisseure der heutigen Zeit: James Wan. Malignant ist vom Conjuring Schöpfer der die Stilmittel einer ganzen Generation prägte. Ein Stilmittel, dass besonders bei uns wenig Liebe findet.
Seit 2013 nimmt Wan uns mit in überlauten und repetitive Geisterbahnen die vor Jump-Scares überlaufen und regelrecht für Hörsturz sorgen. Doch in Interviews wurde klar, dass er eigentlich keine Lust hat nur darauf reduziert zu werden und einen Film machen wollte, der zeigt, dass er auch anders kann. Ein gewagtes Vorhaben aber was soll man sagen? Malignant ist eine richtige Sause geworden die ganz unüblich ist.
Nicht nur weil kaum Jumpscares im Film zu finden sind, sondern sich James Wan regelrecht selbst parodiert indem er Szenen aufbaut wie in seinen Vorgängerfilmen nur um mit einer falschen Fährte diese Szenen ohne Knall aufzulösen. Malignant schwimmt durch die verschiedensten Genremotive der Historie des Horrorkinos und sollte mit Episoden aus Thriller, Splatter, Haunted House Horror und Giallo wohlmöglich jeden zufriedenstellen. Interessant wird es jedoch dann wenn die Geschichte komplett auf Kopf gestellt wird.
Was auf dem Papier generisch klingt entfaltet sich zu einem absoluten Fest. Madison wird von Mordvisionen geplagt seitdem ihr Ehemann nachts ermordet wurde und sie ihr ungeborenes Kind verlor. Doch diese Morde sind echt, was eine Gruppe Polizisten und Madison selbst in die Bedrohung eines mysteriösen Killers rückt. Und mehr sollte man nicht über den Plot verlieren, nicht nur weil James Wan persönlich darum gebeten hat, sondern dann auch die Überraschung verloren geht. Aber so viel sei gesagt.
Zu Beginn finden sich effektive Terrorsequenzen mitsamt dem Best Of an flackernden Lichtern, mysteriösen Silhouetten und knarrenden Treppen. Wan liebt die nebeligen Szenerien der Unterwelt, nebeldurchtränkte Verließe und den Hang zum Übernatürlichen. Und tatsächlich sorgt Malignant für schwitzige Hände wenn Madison allein in ihrem Haus auf den Killer trifft. Typisch ist das mit einigen cleveren Kameraeinstellungen bebildert und weitaus kreativer als man es vermuten könnte. Der Film leidet sicher an seiner hohen Laufzeit von 111 Minuten, gerade weil im Mittelteil eine Ermittlungspassage das Geschehen doch deutlich bremst, aber auch dieser Fehler ist zu verzeihen sobald es zum Finale geht.
Der Twist ist so dermaßen bescheuert und unerwartet, wonach sich eine Perspektive eröffnet die man so nie für möglich gehalten hätte. Die letzten 25 Minuten gehen so steil in die Fresse, dass man sich fragen muss wie Warner Bros. diesem Script das Green Light geben konnte und ein doch sehenswertes Budget zur Verfügung gestellt hat. Malignant wird zu einem blutigen Inferno mit einer der ruppigsten Actionszenen(!) des Jahres. Wer da kein breites Grinsen ins Gesicht bekommt ist selbst Schuld. Klar, dass der Hang zum Trash viele abstoßen wird und auch die maue Performance von Annabelle Wallis der Geschichte nicht die erhoffte Glaubwürdigkeit erbringt. Aber das hier geht so dermaßen steil. Denn zum ersten Mal passt der Begriff der Geisterbahnfahrt hier. Sicher die Geisterbahn auf der Dorfpolka aber sei es drum.
Empfehlenswert für Halloween weil hier einfach alles enthalten ist was Halloween ausmacht. Grusel, ein paar kleine Jump Scares, jede Menge Blut, dass sich das Kaltstellen des Sixxers lohnt und eine richtige Sause.
Regie: James Wan
Drehbuch: James Wan, Ingrid Bisu
Darsteller: Annabelle Wallis, Maddie Hasson, George Young
Score Composer: Joseph Bishara
Cinematographer: Michael Burgess
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 111 Minuten
Erscheinungsjahr: 2021
Budget: 40.000.000$
Box-Office: 29.800.000$
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Warner Bros.