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Hellraiser IV – Bloodline

von Robin Längert

Horror-Franchises sind ein Phänomen für sich. Besonders interessant ist dabei mit welchen Methoden Drehbuchautoren vorgehen. Welche signifikanten Elemente sind fundamental für eine Reihe und welche können jedes Mal neu erfunden werden ohne Fans oder das Publikum im gesamten zu verlieren? Eine schwierige Frage, schaut man sich die ersten zwei Hellraiser-Fortsetzungen an, die zunehmend schleppend, einfallslos und ausschlachtend waren. Ja, ausschlachtend sind die meisten Filmreihen, doch selbst ein Hellraiser III ist so leer und belanglos, dass er nicht mal ins Programm der 31 Days of Fright aufgenommen wird (und wir neigen in dieser Reihe gerne, wenn auch selten zum unterhaltsamen Trash). Anders ist das bei Hellraiser IV – Bloodline.

Phillip L’Merchant ist ein Spielzeugmacher im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Mit seiner letzten Kreation schuf er unwissend etwas, das die Zukunft der Menschheit für viele Jahrhunderte bedrohen wird: Ein Würfel als Tor zu Hölle. Auch die Nachfahren von Phillip sind mit jenem Schicksal verwoben – John Merchant im New York des Jahres 1996 und Dr. Paul Merchant auf der Raumstation Minos im Jahre 2127.

Ja, das klingt alles ein wenig abgefahren. Und das ist es auch, wenn nach den Opening Credits CGI-Raumschiffe im Weltall fliegen und darauffolgende Szenen im mit Kerzen belichteten 18. Jahrhundert spielen. Nicht zu vergessen, spielt der Großteil des Filmes in unserer Gegenwart, doch diese neue Erzählstruktur bot dem beinahe eingestaubten Strukturen des Franchises neue Perspektiven. Diese nutzt der vierte Teil der Hellraiser-Reihe für seinen Vorteil. Denn gleichermaßen entsteht dadurch ein unterhaltsamer Inhaltspunkt: Die Mythologie und der Ursprung des Würfels.

Schwierigkeiten bei der Entwicklung und Produktion des dritten Sequels gab es allemal. So wurde Regisseur Kevin Yagher, besonders bekannt als Make Up-Artist der Nightmare on Elm Street-Reihe, noch während den Dreharbeiten von Joe Chappelle ersetzt. Yagher untersagte die Auflistung seines Namens in den Credits, weshalb lediglich der Regie-Pseudonym Alan Smithee verwendet wurde, was in solchen Fällen von der Directors Guild of America üblich ist. Chappelle blieb im Abspann unerwähnt. Die finale Kinofassung bietet somit viele neue und abgeänderte Szenen, die die Beziehungen der Figuren untereinander änderte, dem Film ein Happy Ending verpasste und Pinheads Auftritt verfrühte. Insgesamt ist diese Fassung 25 Minuten kürzer als die Ursprungsversion. Darüber darf man auch sehr froh sein, denn runde 85 Minuten Laufzeit tun dem Film sehr gut. Zwar wirkt das letzte Kapitel auf dem Raumschiff sehr verkürzt, doch in Angesicht des dünnen Inhaltes auf der Minos ist das sicherlich die bessere Entscheidung gewesen.

Es wird viel hin und her gesprungen und gezeigt im vierten Teil, was einen großartigen Effekt auf den Unterhaltungswert hat. Auch im Splatter-Bereich ist Bloodline alles andere als zögerlich. Einen unbestreitbaren Höhepunkt der gesamten Reihe bietet eine sehr wirksame Szene mit zwei Polizisten, die in ihrem Aufbau und verstörenden, exzessiven Klimax alle bisherigen Grausamkeiten von Pinhead in den Schatten stellt. Noch dazu sind Pinheads Oneliner in diesem Teil sehr viel besser, böser und treffender als bislang. Doch für diese Punkte muss bis zur zweiten Hälfte des Filmes gewartet werden, in der sich die Düsternis des Filmes verdammt gut entfaltet. Diese Lobeshymnen sind jedoch bitte nur innerhalb des Franchises zu verstehen. Abseits davon ist Hellraiser IV sicherlich kein besonderer, doch ebenso kein misslungener Horrorfilm.

Empfehlenswert für Halloween, weil das dritte Sequel mit vielen, neuen Ideen aus dem Muster der bisherigen Fortsetzungen bricht und gleichermaßen mit einer Handvoll Härte und Finsternis den einen oder anderen Höhepunkt des Franchises zu bieten hat. Kein großer Wurf, trotzdem ziemlich unterhaltsam.

Regie: Kevin Yagher (im Abspann als Alan Smithee), Joe Chappelle (unerwähnt)
Drehbuch: Peter Atkins
Produktion: Nancy Rae Stone
Darsteller: Bruce Ramsay, Valentina Vargas, Doug Bradley
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 85 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1996
Budget: 4 Mio. USD
Box Office: 9,3 Mio. USD

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Edel Germany GmbH.

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