Stephen King war in den diesjährigen 31 Days of Fright schon öfter vertreten, doch hatten wir nie eine Verfilmung besprechen können, die der Qualität der genialen Lyrik annähernd gerecht wird. Inwiefern das bei hier zutrifft kann ich leider nicht sagen, da ich, wie ich zu meinem Frevel zugeben muss, das Buch erst noch lesen werde. Dafür ist Misery von Rob Reiner nur eine Stufe vor einem echten Meisterwerk entfernt.
Das liegt nicht nur an der nervenzerrenden Intensität, die durch minimalistische Mittel hervorgerufen wird, sondern am metaphorischen Wahnsinn, der durch die Antagonistin hervorgerufen wird. Es herrscht eisige Kälte. Nicht nur die drückend dicken Schneeschichten auf den einst prächtigen Wälder vermitteln ein Gefühl der Leere und Unterdrückung. Auch bei Autor Paul Sheldon heißt es eisiger Abschluss mit der Romanprotagonistin die ihm den Status erbracht hat, den er jetzt genießen darf und ihn jahrelang künstlerisch unterdrückt wurde. Doch während eines Schneesturmes hat er einen schweren Autounfall, doch wird von einer Frau geborgen und gerettet. Sie ist allerdings ein fanatischer Fan seines Werkes Misery.
Als würde der hohe Schnee vor der abgelegenen Waldhütte die Stimmung nicht schon gut genug definieren, entsteht in dieser Isolation ein intensives Kammerspiel, dem der Zuschauer hilflos ausgeliefert ist. Paul kann seine Beine nicht bewegen, hat keine Fluchtmöglichkeiten und ist dem Terror ausgesetzt. Dabei treibt die Inszenierung ein perfides Spiel, denn es braucht keine effekthascherischen Schocks um euch Schweißperlen auf die Stirn zu zaubern. Die Dialoge kochen sich unterbewusst mit einem solchen Druck auf, dass man bei der verbalen und bald auch schon physischen Eskalation nur noch vor Angst erstarrt und betet, dass Paul dort lebend rauskommt.
Rob Reiner nutzt in Misery zwei verschiedene Praktiken um eben jenen genannter Terror greifbar zu machen. Zum Einen braucht es nur böse Blicke und eskalierende Wortgefechte um Spannung zu generieren und zum Anderen gibt es perfide Gewaltspitzen, die nur schwer ertragbar sind. Damit ist Misery nicht nur ein Musterbeispiel für gut inszenierten Thriller, sondern auch ein verdammt guter Film in seinem Genre. Noch dazu ist er verdammt souverän gespielt von einem bemitleidenswerten James Caan und einer verstörend diabolisch guten Kathy Bates, die hochverdient den Oscar für die beste Hauptdarstellerin für diese Rolle bekommen hat.
Gerade jetzt, wo die kalten Tage kürzer werden ist Misery ein absolut heißer Kandidat für einen schaurigen Abend, der mit Sicherheit für einige fiese Nächte sorgen wird. Desweiteren ist die Tatsache, dass ein Schreiber von einem Extrem-Fan gezwungen wird, seinen Roman so umzuschreiben, dass er zufriedengestellt ist, ein so genialer Seitenhieb auf die im Nachhinein immer größer werdenden Fangruppen (Marvel) im Showgeschäft, dass selbst auf zweiter Ebene ein genialer Subtext entsteht. Vor knapp 400 Wörtern sagte ich, dass Misery eine Stufe vor einem Meisterwerk steht. Diese fehlende Stufe wurde mit der Auseinandersetzung für diesen Text erreicht.
Empfehlenswert für Halloween weil: Ein verstörendes und perfides Kammerspiel, dass euch förmlich an den Hals will und euch mit einer extremen Sequenz nachhaltig erschüttern wird, insofern ihr die Augen offen halten könnt. Ich konnte es auch beim dritten Mal nicht….und was braucht man denn an Halloween weil?
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