Clint Eastwood-Retrospektive #8
Es wird auf den Verlauf der Handlung eingegangen. Wir empfehlen das Lesen dieser Kritik erst nach Sichtung!
Mit Firefox ist es nun mein zweiter Film in dieser Retrospektive und gleichzeitig auch der zweite Film in unserer Retro, der eine unterdurchschnittliche Wertung bekommt.
In der Sowjetunion wurde ein Flugzeug entwickelt, die MiG31, mit dem die Sowjets bei einer Massenproduzierung einen großen Kampfvorteil haben würden. Es erreicht Mach6 Geschwindigkeit, hat eine neue Tarnkappentechnik und ein Waffensystem, das durch die Gedanken des Piloten gesteuert wird. Nun können die Amis natürlich nicht mit ansehen, dass dieser Prototyp in den Händen der Sowjets ist und Clint Eastwood soll mit Unterstützung der Briten den Flieger stehlen. Wem das bereits schon zu übel klingt, sollte Firefox besser nicht ansehen.
Der Charakter des Mitchell Gant, der seit seinem Vietnameinsatz leidet er an einer posttraumatischen Belastungsstörung, ist gebrochen, doch wird er aufgrund seiner russischen Eltern und der linguistischen Affinität für diese Mission ausgewählt. Primär interessiert sich die Inszenierung jedoch nicht für seinen Charakter und lässt im Vordergrund den immer repetitiver werdenden Spannungsaufbau (Kontrollen in Moskau als Tipp) glänzen, während der Versuch der Charaktertiefe mit etlichen Flashbacks integriert werden soll. Diese bremsen die Handlung jedoch nicht nur aus, sondern erzielen nicht die fokussierte Wirkung. Mitchells Charakterentwicklung wird dennoch nicht erreicht und so ergeben sich Defizite wie schon bei „Der Mann der niemals aufgibt“.
Clint Eastwood kann mit Firefox der Komplexität der Geschichte einfach nicht gerecht werden und verlässt nie die sicheren Pfade der Inszenierung. Anstatt sich mit dem kalten Krieg und der Brisanz einer solchen Maschine auseinanderzusetzen, trampelt man lieber die sicheren Spionagepfade ab und streckt die Handlung auf satte 136 Minuten! Diese Laufzeit hätte es eigentlich auch gebraucht und dem Thema gerecht zu werden, doch, wie bereits erwähnt, interessiert sich Eastwood nicht für den kalten Krieg oder dieser Super-Waffe. Engstirnig wird auf den Klau der MiG31 hingearbeitet in denen brisante Situationen zum Spannungsaufbau beitragen sollen, während die merkwürdige Koordination des Schnitts und der Kameraarbeit auch die „dynamischen“ Szenen vermiesen.
Wenn dann nach knapp 100 Minuten endlich das Finale eingeleitet wird und sich zumindest optisch viele Highlights bieten, wird die gesamte Geschichte so dermaßen unlogisch, dass es fast wehtut. Man erfährt von einem zweiten Prototypen, entschließt sich aber dennoch nur einen zu stehlen, immerhin hätte die USA damit dann auch eine fortschrittliche Maschine. Mitchell nimmt die Identität von Oberst Voskov an und schlägt diesen nieder, ohne ihn zu töten. Bevor seine Identität aufgedeckt wird sitzt er bereits in dem von ihm so oft betitelten Vogel und kann mit der Maschine starten. Voskov schnappt sich direkt die zweite Maschine und fliegt Gant hinterher. Dieser verliert den Vorsprung jedoch weil er auf einer Eisscholle betankt werden muss. Es kommt zum Luftkampf, der von der Inszenierung wirklich spannend ist und endlich Tempo in den Film bringt. Doch bekommt Mitchell ausgerechnet wieder einen inflationären Flashback, der ihm die Fähigkeit raubt der Maschine die Befehle mitzuteilen. Voskov jedoch verpasst die Chance ihn dort einfach abzuschießen (was Gant dann natürlich gelingt) und so jubelt, natürlich, Amerika, weil sie den einzigen Superflieger besitzen und die bösen Sowjets keinen Vorteil mehr haben.
Firefox ist ein schlecht inszenierter, langsamer und unlogischer Spionagethriller, mit dem Clint Eastwood erneut nicht überzeugen konnte. Für die patriotische Berieselung bestens geeignet, handelt es sich hierbei wirklich um Brechmittel, das jedoch im finalen Kampf mit einigen tollen Spezialeffekten aufwarten kann. Aber die 18 Millionen Dollar Budget müssen schließlich auch irgendwo hingeflossen sein. Ein Film, der man von Sekunde zu Sekunde immer heftiger hasst.
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