Schon vor längerer Zeit haben wir uns bereits gefragt ob es bei Netflix-Filmen eine finale Qualitätskontrolle gibt. Der Großteil der Eigenproduktionen wirkt so als hätten die CEOs von Grundauf den Gedanken, dass sich bei genug Klicks ohnehin die Produktion bereits rentiert hat. Dieser Kreativitätsfreiraum kann funktionieren, aber oftmals fragt man sich wie die Filme überhaupt das grüne Licht der Filmwelt erblicken konnten. Mit Spenser Confidential ist nun seit Freitag der neueste Streich von Peter Berg und Mark Wahlberg abrufbar.
Nachdem der schnörkellose und hyperkinetische Mile 22 bei Kritikern und Publikum leider durchfiel probieren es beide nun mit einer ruhigeren Nummer. Statt Stakkato-Action und unsympathischen Protagonisten gibt es jetzt eine Buddykomödie mit dramatischem Einschlag. Wahlberg trifft auf Winston Duke was in der Kombi der Hautfarben wie eine Rückbesinnung auf Lethal Weapon Zeiten wirkt. Während jedoch die Lethal Weapon Reihe völlig zurecht einen Kultstatus trägt, sollte Spenser Confidential ganz schnell wieder in der Versenkung verschwinden.
Hier hat man ein Paradebeispiel wie Chemie unter Protagonisten überhaupt nicht funktioniert. Standardisiert hangelt sich der Film von einem Copklischee ins nächste und wirkt dabei so ermüdend zäh, dass man mehrmals auf die Uhr guckt. Es beginnt wie Spenser seinen Polizeichef brutal verprügelt und direkt danach sagt, dass der Typ es verdient hat. Da kommen diverse Erinnerungen an Mile 22 auf. Nur, dass der Protagonist dort bewusst als schizophrener Unsympath inszeniert wurde. Hier soll er als langer Arm des Gesetzes in Selbstjustiz die Armen und Schwachen vertreten.
Und da kommen wir zum Problem. Nach dem Angriff sitzt Spenser seine 5 jährige Haftstrafe ab und nachdem Post Malone ihm am letzten Tag noch ein paar Schläger auf den Hals gehetzt hat, kommt er frei. Dort bekommt er mit, dass der Polizist dem er einst das Maul poliert hat in einem Busdepot exekutiert wurde. Angehangen wird es einem einstigen Schüler von ihm, der aber nie etwas Böses verbrochen hat und sich nun nach dem Mord selbst gerichtet haben soll. An diesem Punkt führt der Film mit der Person der Frau des Verstorbenen einen Charakter ein, der Dramatik und Tiefe in die Geschichte bringen soll.
Tatsächlich bremst das den Storykatalysator jedoch mit aufgesetzter Theatralik aus. Emotional erreichen tut uns das nämlich nie. Und so dümpelt Spenser Confidential irgendwo zwischen Fremdschamhumor, Sexismus, peinlichem Slapstick und Thriller hin und her ohne seinen Weg zu finden. Das Schlimmste ist jedoch, dass die eigentlichen Qualitäten von Peter Berg hier nirgends zu finden sind. In seinen letzten Regiearbeiten stand sein Name für authentische Action. In Spenser Confidential passiert jedoch nichts. Am Ende scheint ein Großteil des Budgets in den allerletzten Stunt mit einem LKW geflossen ist. Aber jetzt stellen wir fest: Der Film ist die Aufregung und die Energie nicht wert.
Spenser Confidential ist eine Frechheit. Ein ermüdender und langweiliger Rückblick auf alte Zeiten mit keinem funktionierenden Protagonistengespann, fragwürdigem Humor, einer nicht funktionierenden dramatischen Note und einem merkwürdigen Gastauftritt von Post Malone. Das macht alles wenig Spaß…
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